Wenn vier Frauen und ein Astronaut in jeweils mehrfachen Rollen auf einer imposanten Bühne spielen, im Elektroauto, Einkaufswagen und Bällchenbad, im Zentrum ein Canapé, auf dem sich Managerin Gabriele Fummel räkelt, dann seid Ihr vielleicht im Kleinen Haus. Gestern war Premiere von „Gespräche mit Astronauten“ in einer Inszenierung von Gregor Turecek.
Dabei sind die „Astronauten“ gar nicht mal so wortwörtlich zu nehmen. In ihrer Einsamkeit und im Versuch, sich neue Welten zu erobern, geht es um Au-pair-Mädchen, die aus Rostland, der Schlapfarei oder der Muggelei kommen und den heimischen Frauen die ungeliebte Hausarbeit abnehmen, die sich um die Kinder kümmern und „wehe“ sich bloß nicht verspäten. Dann zeigt Chefsekretärin Constanze (Carola von Seckendorff) ihrem Au pair Olanka (Andrea Spicher) gleich mal, wo der Frosch die Locken hat. Eine moderne Form der Sklaverei. Da hat man direkt Mitleid, wenn die Au pairs nach 21.30 Uhr nicht mehr die Toilettenspülung betätigen dürfen, um den „Herrschaftshaushalt“ nicht zu stören. Oder wenn die Au pairs zu Weihnachten aussortiert werden, aber sich ein Rückflug in die Heimat nicht leisten können. Manch eine wird sogar schwanger, doch die 500 Euro für die Abtreibung bindet man lieber der Frauenärztin auf.
Die Inszenierung lebt vom Wechsel. Andrea Spicher etwa ist neben der 19jährigen Olanka auch Sohn Peter und Maren, freie Filmproduzentin, die eben auch Karriere machen will. (Zitat: bei Frauen spricht man von Karrierefrauen, bei Männern käme keiner auf die Idee von Karrieremännern zu reden). Spicher macht das so fließend, schnell und überzeugend, dass die Zuschauer ganz angetan sind, fährt hochkreischend im Elektrogolf über den Bühnensteg, schläft im Einkaufswagen und dreht Filme, die gleichzeitig auf großformatigen Monitoren übertragen werden. Dabei geht es um Gesellschaftskritik, die Carola von Seckendorff anhand von Frauenzeitschriften thematisiert, wie man etwa dem Partner beim Blowjob noch mehr Lust verschaffen kann. „Aber in Männerzeitschriften findet sich kein Hinweis darauf, wie man die Vulva besser auslecken kann“.
Endlich darf dann auch der Astronaut schwerelos landen. Als Ehemann von Gabriele Fummel (Regine Andratschke) torpediert Benedikt Thönes die Erziehungsvorstellungen seiner Frau. Für Frau Fummel gibt es kein Eis und keine Süßigkeiten für die Kinder (aber der Obstkorb ist immer offen). Wenn man aus dem All kommt, ist sowieso alles anders. Da muss Rose Lohmann direkt ein Lied singen. Das macht sie so schön, dass schon wieder alles versöhnt erscheint, begleitet von Andrea Spicher auf der Ukulele.
Kurzweilige 90 Minuten.