Bang Bang

Es  ist schon außergewöhnlich, wenn Sicherheitshinweise von einer Flugbegleiterin am Trapez gegeben werden. „Die Passagiere in der ersten Reihe stellen entspannt die Lehnen zurück, die in allen anderen denken über ein upgrade nach.“ Mit  hängendem Kopf die Arme ausgestreckt „rechts und links befinden sich die Notausgänge.“ Immerhin ist der Flug quarante-sept to Fränkfört pünktlich wie auch die neue Show im GOP mit dem Titel  „Bang Bang“, die dort noch bis 10. März dort zu sehen ist.

Dass mir das GOP vis-à-vis des Hauptbahnhofes immer besser gefällt, liegt gerade an Shows wie diesen. Dachte ich früher noch „Na ja, ein bisschen Leute hochwerfen und wieder auffangen, das ist ganz nett, aber erfüllt das auch einen künstlerischen Anspruch?“ Das klingt arrogant, das weiß ich, vor allem ist es auch falsch. „Bang Bang“ ist ein tolles Gemisch aus Akrobatik und  Humor mit wunderbarer Musik. Wenn Charlotte Gagnon sich am roten Vertikaltuch einwickelt und plötzlich fallen lässt, dass einem der Atem stockt, wenn Stefan Bauer mit dem Diabolo so hantiert, dass es um den Tisch in einer Kurve herumläuft, wenn Anna Ward im Cyr, jenem mannsgroßen Ring, in dem man reichlich Körperspannung braucht, über die Bühne kreiselt, dass man förmlich die Sekunden abzählen will, bis sie ins Publikum stürzt, dann fehlt nur noch der Humor. Der ist nun mal unerlässlich, macht die Ecken geschmeidig und wirkt für das Auditorium wie Kreide bei den Akrobaten. Da ist etwa Clownin Rebecca Priebe, die nicht nur in Eifersuchtstiraden ausbricht, als ihr Gatte eine Rose an eine Besucherin verschenkt, sondern – nebenbei – auch den Hula Hoop schwingt. Zum Schluss konnte ich gar nicht mehr mitzählen, wie viele Reifen sie um ihren beweglichen Körper schlang, es mögen 20 gewesen sein. All ihre Mitspieler warfen Reifen über sie. Zuvor hatte Priebe einen armen Zuschauer aus der zweiten Reihe auf die Bühne geholt, der, ahnungslos, zunächst einfach ihre hochhackigen Schuhe hielt. Doch seine Aufgaben wuchsen mit der Zeit. Spielte er dann auf allen Vieren den Tisch für die Akrobatin, die auf ihm liegend an Beinen und Armen Reifen rotieren ließ, musste er mit Priebe zusammen schließlich selber Reifen kreisen lassen. Das sah schon sehr lustig aus, wie der etwas hüftsteife Herr im besten Alter versuchte, die Bewegungen mit der hinter ihm stehenden Akrobatin so zu koordinieren, dass sich die Hula Hoop-Reifen weiter drehten.

Xevi Casals wollte Fotos machen (Bang Bang oder Knips Knips). Immer auf der Suche nach dem ultimativen Bild sollte das aber so recht nicht gelingen. Mal war die Kamera nicht einsatzbereit und die kanadischen Künstler sangen in Playback „Mischa, Du hast den Farbfilm vergessen“, mal drängte sich ein ungewolltes Subjekt auf`s Bild. Das sollte wohl die Klammer sein für den Abend, war aber so recht nicht zu erkennen. Ein Wermutstropfen, mehr nicht. Die Show ist unterhaltsam und witzig. Ich habe mich richtig gut gefühlt nach Abpfiff.

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