Dampf im Museum

„Was Sie erleben, ist eine Uraufführung oder besser: eine Sammlung von Uraufführungen“, sagt Matti Klein, Pianist und Namensgeber des Jazztrios beim gestrigen Konzert im Landesmuseum. Denn nach der ersten Nummer, die das Matti-Klein-Trio noch allein spielt, groovt sich auch das Sinfonieorchester rein.

Fairly odd storys heißt der Titel, den der Pianist langsam beginnt, bevor André Seidel gekonnt das Schlagzeug einsetzt. Den Stempel setzt allerdings ein anderer drauf: Lars Zander, der mit seiner orangen Sonnenbrille zwar etwas affektiert aussieht. Was er aber aus Tenor-Saxophon und Bass-Klarinette rausholt, ist enorm. Zudem macht er da am linken Bühnenrand eine klasse Performance, flirtet mit dem Publikum und löst das Statische des Sinfonieorchesters aus. Doch die Musiker um Generalmusikdirektor Golo Berg fügen sich so gut in die Nummern, nehmen sich zurück, wenn es nötig ist und begleiten einfach nur, machen aber auch selbst ordentlich Dampf. Man bekommt das Gefühl, als gehöre alles zusammen, diese volle, satte Klang des Orchesters mit den Jazzern vorne. „Crossover machen viele“, sagt Golo Berg und ergänzt: „nicht immer passt das.“ Und dann erzählt er, wie er nach Jazzmusikern gesucht und schließlich die Berliner Formation gefunden habe, ganz angetan von deren Sound. Eine Liebe, die ganz auf Gegenseitigkeit beruht, denn Matti Klein vermutet, dass er noch in 20 Jahren von dem Konzert mit dem Sinfonieorchester Münster erzählen wird. Natürlich macht das Orchester einzelne Stücke auch allein, wie etwa den Tanz aus der Oper Akhnaten von Philip Glass. Aber das Besondere sind eben die Momente, wo das Orchester mit dem Trio zusammenspielt, etwa wo Lars Zander zur Bass-Klarinette greift und in bester Funk-Mucke den Ton eines Froschteiches kreiert und sich das Orchester musikalisch um ihn herum drapiert, vielleicht die Lilien und die Brummer. Zwischendurch sorgt Matti Klein immer wieder dafür, dass die etwa 200 Menschen im Museum rhythmisch klatschen, erzählt von einzelnen Musikstücken und wie sie entstanden, etwa dem Kopfschmerzsong nach der Einnahme von Ibuprofen 600. Da spürt man die Erleichterung, wenn die Lebensgeister zurückkehren. Ein außergewöhnliches Konzert, das die Menschen zum Schluss sogar zum tanzen animiert.

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