Drehventilhörner am Klavier

Wie grazil klingt doch ein Fortepiano, wenn es von einem historischen Naturhorn begleitet wird. Und wo könnte dieser Mehrklang besser wirken als im barocken Erbdrostenhof. Oliver Kersken spielt nicht nur verschiedene Hörner, sondern gibt zwischendurch historische Erklärungen, als er gestern Abend zusammen mit der Pianistin Riko Fukuda und Joaquim Palet, ebenfalls am Horn, das erste Erbdrostenhofkonzert der Saison gibt.

Natürlich ist die Umgebung besonders, fast zauberhaft, königlich. Man fühlt sich wie auf einer Zeitreise mit all dem barocken Zierrat, den Bildern, Fresken und Deckengemälden. Und dann eben diese historischen Instrumente. „30 Sekunden der ältesten Kammermusik für Hörner hörten Sie gerade“, sagt Kersken, als die beiden Männer ihre riesigen Hörner zur Seite legen. Und Kersken berichtet vom Signal- und Jagdhorn, das erst zu Zeiten von Ludwig XIV. langsam „in die Musik überschwappte“. Ludwig van Beethovens Sonate F-Dur spielt Palet mit der Pianistin gemeinsam. Manchmal wirkt das Horn etwas grob im Kontrast und Kersken berichtet vom Brauereibesuch eines findigen Menschen, den die Mechanik der Zapfhähne 1817 auf eine Idee brachte, das Instrument zu verbessern. Dennoch sollte  es gut 30 Jahre dauern bis die Dreh-Ventil-Technik eingesetzt wurde. Aber dann klingen die Instrumente eben auch ganz anders. Schumann auf dem Klavier lässt die Menschen ein wenig dösen, geschlossene Augen, gleichmäßiges atmen. Dann spielt Kersken mit Fukuda am historischen Piano Camille Saint-Saens. Das ist einfach schön und das Horn wirkt genau passend. Volle, satte Töne, die aber nicht erdrücken. Später „unterhalten“ sich Piano und Horn, bei Ignaz Moscheies. Wer ruft wen? Das ist schwer zu sagen, doch dass die beiden sich angeregt austauschen, ist nicht zu verkennen. Ein schöner Abend in einem grandiosen Ambiente.

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