Erlkönig im Erbdrostenhof

Den ersten Applaus ließ er gerade noch durchgehen, doch dann wies Rezitator Kurt Schulte das Auditorium gestern Abend deutlich daraufhin, dass Texte und Musik zusammengehören und nicht jeweils durch Klatschen getrennt werden sollten. „Nachher ist noch genug Zeit für Applaus“, sagt der Mann, der aus Briefen von Carl Loewe vorliest. Loewe war Kantor und deutscher Komponist aus Stettin, der so von Münster geschwärmt hat. Das Konzert ist seinem 150. Todestag  gewidmet und trägt den programmatischen Titel: „Zurück in Münster unter Menschen, zu denen ich passe.“

Loewe war ein gottesfürchtiger, frommer Mensch. Etwas trocken und bedächtig gerät dann auch der Vortrag. Wenn das Absicht war, war es gut. Loewe schreibt seiner Frau von der Begegnung mit Goethe in dessen Sommerresidenz in Jena, von seiner Vorliebe für Balladen und auf welch fruchtbaren Boden diese Mitteilung dem Meister gegenüber gefallen sei. Er erzählt vom Erlkönig, den er, Loewe, vertont habe. Er schreibt von Goethes Einladung nach Weimar, wo es genug Instrumente gebe und Loewe dies vorspielen könne.

Zum Glück gibt es recht schnell tatsächlich die Vertonung zu hören. Der großartige Bass Alexander Lauer singt das wunderschön und dramatisch, taucht in die verschiedenen Rollen von Vater, Sohn und Erlkönig ein „Wer reitet so spät durch Nacht und Wind“. Lauer ist es dann auch, der mal unten alleine singt, im Duett oder Kanon mit Tenor Fritz Steinbacher, Sopran Stefanie Fels und Alt Brigitte Zauner. Dann liest Schulte wieder die eine oder andere Passage, während Lauer sich auf den Weg nach oben macht, wo er einen Männerensemble der Dommusik Münster dirigiert. Das ist einfach toll, wie die Stimmen von oben erklingen und beim Blick auf die Deckenfresken der Gesang himmlisch wird. Und dann diese engagierte Dirigieren. Saki Ochiai begleitet meistens nur auf ihrem Fortepiano. Doch als sie dann in der zweiten Hälfte einmal die Möglichkeit für ein Solo bekommt, so scheint es, mag sie gar nicht mehr aufhören. Da ist das Publikum aber auch gerade richtig aufmerksam, weil Rezitator Kurt Schulte Loewes Lobhudelei über Warendorf, westfälischen Schinken, Pumpernickel und überhaupt das schöne Münster ausbreitet. Das hört man hier ja gerne, vor allem, weil auch die „unfreundlichen“ Menschen aus Hamburg nicht so gut wegkommen. Auch wenn mit Jan van Leiden, Bernd Knipperdolling und Bernd krechting ebenfalls die dunklere, schon historische Zeit Einzug hält.

 Der Abend war schön konzipiert, kurzweilig, abwechslungsreich, musikalisch sehr ansprechend mit überzeugenden Sängern, einem eindrucksvollen Männerchor in der barocken Atmosphäre des Erbdrostenhofes.

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