Wo kann man schon die stärkste Frau der Welt sehen, die locker einen 300 Kilo schweren Mann hebt? Wo sieht man sonst schöne, durchtrainierte Körper mit großflächigen Tattoos, die acht Bälle jonglieren? Und wo erlebt man noch eine gekonnte Grönemeyer-Parodie wenn nicht im GOP?
O.k. – 300 Kilogramm dürfte leicht geflunkert gewesen sein, Aber das ändert nichts an der Körperspannung, die die Australierin Betty aufbringt. Betty liegt nämlich, nur auf Unterschenkeln und Hals getragen, auf zwei Sesseln, während Frank sich auf ihren Bauch stellt. Dann trägt sie zwei Männer durch die Gegend und lässt schließlich die Moderatoren Ludger K. und Christian Hirdes an ihrem Körper als Stützstange Karussell fahren. „backSTAGE“ heißt die neue Show, die die beiden moderieren. Moderation ist das Salz in der Suppe, die Butter in der Pfanne, das Schmieröl im Varieté. Mit guter Moderation kann man auch mal etwas langatmige Nummern auffangen. Umgekehrt aber ist das fatal. Und Christian Hirdes hat nun wirklich für echte Zwergfellerschütterungen gesorgt, als er den Bochum-Song von Herbert mal kurzerhand in die Organtransplantation verlegt – da macht „gib mir mein Herz zurück“ doch gleich einen viel tieferen Sinn. Leider ist Ludger K. nicht so witzig, hält sich auf mit Allgemeinplätzen wie der Wegwerfgesellschaft und macht Werbung in eigener Sache. Und dann wirkt es auch ein wenig ungelenk, dass die Zuschauer alle Bewerber um einen Praktikumsplatz sein sollen, nur um ihnen einen Blick hinter die Kulissen zu ermöglichen. Schließlich mögen sich die Zuschauer doch wieder benehmen wie zahlendes Publikum. Was denn jetzt? Das ist ziemlich unglücklich, da freut man sich auf die nächste Darbietung. Zum Glück gibt es davon genug und auch wirklich gute. Da ist etwa Cyril Rabbath, der – das muss selbst ich als Mann einräumen – einfach sexy wirkt mit seinem Bart, seinem Bodypainting, seiner charmanten Art und seinen unglaublich vielen weißen und orangen Bällen, die zwar über seinen Körper rollen aber meistens doch in der Luft sind. Viel und langanhaltender Applaus ist dafür ebenso der Lohn wie für das Duo Funkoholicks, das am chinesischen Mast ganz langsam und gekonnt hoch- und runterrutscht, sich verknotet, hält und abstößt – dazu passend ausgesuchte Musik, emotional, gitarrenlastig, schön. Letzteres gilt für die ganze Show: eine wirklich gute Musikauswahl. Trotz einer etwas mauen Moderation war das ein schöner Abend.