über den Aasee nach Island

Brodelnde, heiße Schwefelquellen, vulkanisches Gestein, Geysire und Grotten, Ida Pfeiffer reist 1845 – gestählt durch die eigene entbehrungsreiche Jugend – von Kopenhagen aus nach Island, eine ihrer Reisen, über die sie später in Büchern berichtet. Gestern führte die Reise über den Aasee.

An der goldenen Brücke mögen etwa 40 Menschen die Solaris besteigen, jenes solarbetriebene Bötchen, das üblicherweise zum Zoo pendelt. „Freuynde und Gaesdte“ nehmen dieses Publikum aber mit, hoch in den Norden nach Reykjavik für die Produktion „Frau Ida vereist“. Ein wenig geht es hinaus auf die Weiten des  Binnengewässers. Dann wird der Antrieb abgestellt und vom Heck aus schreitet Ida Pfeiffer in einem tollen historischen Kostüm, braun mit passender Kopfbedeckung, nach vorne. Wie sie da erzählt und wie sie liest, wie sie läuft, sitzt, lacht, wie sie sich gibt, der Zeit entsprechend nicht zu forsch, doch auch zielsicher und selbstbewusst. Die Rolle der Ida Pfeiffer füllt Gabriele Brüning einfach toll aus, diese Authentizität, da ist eine Weltreisende aus vergangener Zeit, die so spannend und auch enttäuscht berichtet. Wäre ihre Kindheit mit 5 Brüdern, getrimmt auf Mut, Entschlossenheit, Widerstandsfähigkeit anders verlaufen, vermutlich hätte sie die Strapazen ihre Reise nicht so überstanden, ohne Erkrankung, Husten, Fieber und was es dergleichen mehr gibt. Idas Vater habe damals zum Spaß jedenfalls gesagt, dass er sie einst zum Offizier ausbilden lassen werde.

Regisseur Zeha Schröder hat sich noch einen besonderen Clou ausgedacht. „Freuynde & Gaesdte“ sind zuvor tatsächlich nach Island gereist und haben Filmaufnahmen von Gabriele Brüning als Ida Pfeiffer gemacht. Filmsequenzen knistern auf einem großen Monitor im Bug, schwarz-weiß und mit kleinen Film- und Lichtsprüngen. Draußen auf dem Aasee ist es inzwischen dunkel und die Zuhörer lauschen den Ausführungen von Ida Pfeiffer wie sie da in Island in einem Zimmer mit 4 Erwachsenen und 13 Kindern übernachten soll, alle röcheln, schnarchen, spucken, Auswürfe auf dem Boden, auf denen man ausgleitet. Oder vom Schnupftabak, der durch eine Tülle ins Nasenloch geschüttet wird, sodann die Herren jenes Tabaksobjekt weiterreichen an den Nebenmann, der es, ohne es irgendwie zu reinigen, ebenfalls für die eigene Nase nutzt. Aber natürlich steht die Natur im Vordergrund, das Staunen über deren Schönheit, die Vielzahl an Quellen, die Vulkane und Berge.

Eine schöne Reise und als es zurück an die goldene Brücke geht, sind tatsächlich schon 90 Minuten vorbei.

 

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