Traditionell radle ich über Pfingsten an einem Fluß entlang, Weser, Werra, Fulda – diesmal sollte es eigentlich die Lahn sein, die etwa bei Siegen entspringt und über eine Kehre bei Lahnstein in den Rhein fließt. Doch natürlich zolle auch ich Corona meinen Tribut – wenn es nichts Schlimmers ist! Jedenfalls versuchte ich schon zuvor Unterkünfte zu buchen, was sich als schwierig erwies. Kurzentschlossen entschied ich mich für Tagestouren. Gestern begann die Tour in Holzwickede in Begleitung von Marcel. Ich bin nicht zum ersten mal an der Ruhr gefahren, jedoch noch nie so unstrukturiert. Unsere Fahrt führte nach wenigen Kilometern zum Emscherquellhof, der 1801 erbauten Fachwerkanlage, auf dessen Gebiet die Emscher entspringt, ein gut 80 Kilometer rechter Nebenfluß des Rheins. Und dann, man muss es wohl so sagen, sind wir ein bisschen mäandert. Das lag auch daran, dass auf der Radlerseite der Ruhr ein Hang abgerutscht war und der Radverkehr kurzerhand auf die andere Ruhrseite verlegt wurde. Die sonst so entspannte Radelei auf dem Ruhrtalradweg enthielt plötzlich einige Steigungen, natürlich auch Gefälle und motorisierten Individualverkehr. Andererseits rasteten wir später bei einem Hofladen, den wir ansonsten wohl kaum entdeckt hätten, erinnerte irgendwie an eine Kolchose, alles unglaublich langsam und farblos, entschleunigt sagt man ja heute, mit ruhigen Sitzmöglichkeiten in der Sonne des Hofes. Zum Glück führte uns der Weg dann aber zurück an die Ruhr, die immer eine Reise wert ist. Stadtplaner haben hier ganze Arbeit geleistet, wunderbar ruhige Wege mit dem Geruch nach Natur, rechtsseitig Kajaks in den Strudeln des Flusses. Und dann die Bewegung durch Sonne und Wälder. Eine wunderbare Art, seine Akkus aufzuladen. Wenn einen nicht gerade Radler auf Rentnerrädern aus dem Weg klingeln, bleibt auch Zeit für Gespräche. 90 Kilometer bis Bochum – das kann man gut an einem Tag machen.