140 Kilometer bergauf

Es riecht so wie es heißt – nach Harz. Unsere anderthalbtägige Tour führte uns von Goslar über Bad Harzburg und Wernigerode nach Schierke. Von hier aus begann am Tag drauf die Auffahrt auf den Brocken und schließlich die Abfahrt über Torfhaus und Clausthal-Zellerfeld. 140 Kilometer bergauf ist natürlich gelogen,

Aber es ging schon ordentlich bergauf und ach, mangels Radwegweiser orientierten wir uns an Wander- und Mountainbike-Schildern. Leicht kann man sich vorstellen, dass das für Tourenradler nicht unbedingt ein Genuss ist, zwischendurch mussten wir unsere Räder mehr tragen als dass wir schieben konnten, an fahren war gar nicht zu denken, Bachläufe, Findlinge, Geröll und Steigung. Trotzdem fielen natürlich die vielen kahlen und toten Bäume auf. Um den Borkenkäfer kommt man gerade im Harz einfach nicht herum. Riesige Holzstapel, Motorsägen, abgesperrte Areale. „Das geht alles nach China“, erklärte uns ein Forstmitarbeiter über das Fichtenholz, das dem Borkenkäfer zum Opfer gefallen ist. Freundlicherweise durften wir uns unter dem rot-weißen Flatterband hindurchzwängen und unsere Räder an Traktor und Baumschere vorbei schieben. Sprechen Forstmitarbeiter von Borkenkäfern, meinen Sie, zumindest bei uns, meistens den Buchdrucker, die die Wasserleitungen verstopft. Man forstet bis auf 750 Meter auf, Mischwald statt Monokultur. Nach einer traumlosen Nacht im Zelt am Fuß des Berges und einem ausgiebigen Frühstück beim Brockenbäcker fanden wir doch unseren Weg. Also zeitweise, und radelten von Schierke aus auf den Gipfel, den ich zuvor leichtfertig als Hügel bezeichnet hatte. Es gibt ja auch die Brockenbahn, doch so viel Ehrgeiz, dort hoch zu radeln, hatten wir noch, wenngleich ich mir dort zum ersten mal ein E-Bike gewünscht hätte. Umso größer die Freude, die Auffahrt ganz ohne elektrische Unterstützung geschafft zu haben und umso schöner dann der Ausblick bei herrlichem Sonnenschein. Ein Geschenk, vielleicht sogar verdient und die Vorfreude auf die Abfahrt über Torfhaus. Wir mussten dann etwas suchen, wo es weiterging nach Clausthal-Zellerfeld und fielen in ein altes, wohlbekanntes Muster: Wanderwege – nicht schon wieder. Irgendwann aber stießen wir auf einen tollen, nahezu ebenerdigen, gut ausgebauten Radweg mit Natur pur nach Langelsheim und schließlich zurück nach Goslar, wo wir pünktlich den Zug Richtung Hannover erreichten. Vielleicht der Beginn einer wunderbaren Freundschaft mit dem Harz.

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