von Erndtebrück bis Koblenz – 275 Kilometer an der Lahn

An anderer Stelle beschrieb ich bereits das Unspektakuläre an Flussquellen, Maas, Ems und Ruhr etwa hauen einen nicht vom Hocker – deshalb jedenfalls radelte ich von Erndtebrück aus über Feudingen direkt nach Bad Laasphe. Dabei musste ich erstmal über mich selbst lachen. Im Zug hatte ich noch gewitzelt, ob wir wohl noch stehen bleiben, sosehr quälte sich die Maschine die Berge hoch. Nach der ersten kurzen erradelten Strecke im Wittgensteiner Bergland zeigte sich jedoch, dass ein kleiner Gang und große Ausdauer von Vorteil waren. Immerhin schaffte ich es noch, die schwarz-verschieferten Häuser zu bemerken. Tagesziel war Marburg, jene pulsierende Studentenstadt mit den schönen Fachwerkhäusern, deren „Geruch“ dem von Münster vergleichbar ist. Apropos „Gerüche“: nirgendwann sind mir diese so stark aufgefallen wie auf der Lahn-Tour, ob es sich um gesägtes Holz, Roggen, Gerste und Hafer oder gemähtes Gras handelte. Vermutlich lag das am Regen, der vorher reichlich gefallen war und mit Einsetzen der jetzt stärkeren Sonneneinstrahlung wieder aufstieg. Wenn man von der umgebenden Natur verwöhnt ist, nervt jede Straße aber vor allem Autobahnen, die es zu überqueren gilt. Manchmal verläuft der Radweg R7, der übrigens meistens gut ausgeschildert ist, in ziemlicher Nähe vom motorisierten Individualverkehr. In der Gesamtschau ist das sicher zu vernachlässigen, doch es fällt auf. Insofern aber ist besonders der eigens angelegte Radweg an der Lahn zwischen Wetzlar und Limburg zu würdigen. Zwischendurch gibt es einige Höhen und Tiefen zu überwinden. Allerdings sollte man an der Lahn bleiben und nicht dem offiziellen Radweg folgen, der Radler den Berg hochschickt. Es sei denn man fährt ein Rentnerrad (auch E-Bike genannt). Den Hinweis habe ich von einem Mercedesfahrer, der mich abmühen sah und mich den Berg wieder herunterschickte. Ach, wie schön ist doch der kühlende Fahrtwind. Ab Weilburg schiebt sich manchmal die Eisenbahnlinie zwischen Fluss und Radweg, doch meistens bleibt man direkt an der Lahn. In dem schönen Städtchen Bad Ems machte ich eine Pause. Hier ist die Lahn recht breit, es dauert ja auch nicht mehr lang bis sie in Lahnstein in den Rhein fließt. Bad Ems ist dann auch Sitz des Rhein-Lahn-Kreises. Natürlich musste ich mir den Zusammenfluss noch ansehen und fuhr dann weiter rheinabwärts nach Koblenz. Eine schöne Tour bei herrlichem Wetter – da hatte ich den Schirm ganz umsonst mitgenommen.

Schreibe eine Antwort

Navigiere