Eine solche Produktion sieht man in Münster selten. Bunt, schillernd, musikalisch, choreographisch, tänzerisch – das Theater Münster holt den Broadway in die Fahrradhauptstadt. Intendant Ulrich Peters hat es sich nehmen lassen, selbst Regie zu führen. Gestern Abend hieß es mal wieder „Curtains – Vorhang auf für Mord“
In Boston wird das Musical Robin Hood aufgeführt. Ausgerechnet die Hauptdarstellerin bricht nach der Premiere zusammen und wird ins Krankenhaus eingeliefert. Doch niemand im Ensemble vermisst die egozentrische Diva. Man begreift das eher als Wink des Schicksals, schon wird die Rolle neu verteilt Mitten in den Probenbetrieb platzt Lieutenant Frank Cioffi mit der Nachricht, dass der Star tot sei und – mehr noch – dass es sich um Mord handle. Entsetzen – gibt es nicht. Als Reaktion folgt eine theatralische Choreographie, fein abgestimmtes Schluchzen in Taschentücher und ein Lied: „Die Frau ist tot, sie konnte nichts, hatte nur Brust.“ Gut, dass Lieutenant Cioffi, überzeugend gespielt von Boris Leisenheimer, Musical-Fan ist. Schon als Jugendlicher habe er den Affenkönig im Dschungelbuch gespielt. Nun kann der Beamte der Mordkommission in einer Doppelrolle glänzen, als Polizist und als Theaterfachmann. Und auch letzteres nimmt er ernst. Der Song „alle an Bord“ von Komponist Aaron Fox will, auch choreographisch, nicht so recht gelingen. Immer wieder gibt es neue Fassungen, mal rudern drei Herren in einem kleinen Boot singend über die Bühne, dann zwei Damen in einer Zinkwanne oder eine einzelne Sängerin im Rettungsring. Schneidend ruft Cioffi plötzlich: „Ich hab`s“. Und als alle denken, dass nun der Mörder präsentiert wird, sorgt der Lieutenant dafür, dass alles stimmig ist: in einer furiosen Nummer singt das Ensemble mit Badehauben und Flossen, mit Taucherbrillen und Enten-Schwimmringen, in kleiner Jolle und großem Dampfer „alle an Bord“. Das nötigt auch Regisseur Christopher Belling Respekt ab. Doch der Ermittlungsdruck steigt, als das zweite Opfer beklagt werden muss: Produzent Sidney Bernstein hängt erdrosselt im Vorhangseil. Ob Stieftochter Bambi, die Bernstein zuvor Klopfer genannt hat, etwas damit zu tun hat? Bambi jedenfalls muss schon den Gesang ihrer Mutter Carmen Bernstein ertragen, die mal eben die Verhältnisse graderückt: „Es geht nicht Kunst, es geht um Business“.
Eine grandiose Aufführung, die mal im Fort mit Blick auf die Wüste spielt, dann vor dem Saloon und einer Bank, aus dem Fenster, auf der Veranda. Tolle Gesangseinlagen und Tänze vom Theaterbetrieb, der sich selbst auf den Arm nimmt.