Der Anfang gerät noch ein bisschen zäh, auch wenn Moderator Oli Materlik sich Mühe gibt, die Menschen aufzulockern und da abzuholen, wo sie sind. Irgendwie wartet man aber auf die Frage: „Seid Ihr alle da?“ Es wirkt so, als müsste das Witzniveau erst austariert werden, und das ist ja, das weiß man aus Erfahrung, beim Münsteraner Publikum schwer einzuschätzen. Dieser Eindruck wächst sich jedoch schnell aus. Nach den ersten Nummern am Cyr des Belgiers Vincent Bruyninckx und dem Seilchenspringen der Wise Fools aus Norwegen gibt es einige kleine Instruktionen an das Publikum – „Hallo Münster – hallo Oli“, und dann läuft die Humorzone rund, die neue GOP-Show.
Das liegt natürlich an hervorragenden Künstlern wie Jatta Borg. Wie man seinen Körper derart verbiegen kann und dabei dennoch in der Lage ist, „I will survive“ auf finnisch zu singen, dürfte den meisten Zuschauern ein Rätsel bleiben. Denn die 28jährige Finnin ist dabei wahlweise auf allen Vieren unterwegs – den Bauch in die Luft gestreckt – oder hat ihren Korpus derart gestaucht, dass man sich zwangsläufig fragt, woher sie den Atem nimmt für derartige Gesangsstücke. Es liegt auch an Thomas Heitzel. Der 34-jährige Franzose, der irgendwie an einen Yoga-Trainer erinnert, scheint mit seinen Jonglagebällen verwachsen. Wie magnetisch kleben sie an seinem Körper und doch rollen sie wie auf Schienen, wie festgetackert an seiner Wange, als er den Kopf neigt, und doch fliegen sie hoch in die Luft. Oder eben jenen Wisefools, drei Damen aus Finnland, die zu Beginn noch etwas verloren wirken, wie sie da mal einzeln, im Paarsprung oder zu dritt über die Bühne hüpfen. Doch irgendwann später geht es hoch in die Luft und die drei zeigen am Dreier-Trapez, was sie können, wickeln sich um- und hängen schließlich aneinander, bilden hübsche Figuren und wirken doch immer noch frisch wie in der Haarspray-Werbung.
Freilich hängt der Unterhaltungswert so einer Show zu einem guten Teil an der Moderation, und wenn ein Programm schon Humorzone heißt, erwartet das Auditorium zu recht mehr und anderes als Artistik und sei sie noch so ausgefeilt. Austariert und eingependelt führt Oli Materlik dann sicher durch das Programm, sorgt für eine Art Korsett, an dem die Künstler sich halten können und findet für jeden auch warme Worte, etwa für Thomas Heitzel, über den zu berichten weiß, dass das das Publikum so beeindruckt ist, dass es oft zu klatschen vergisst. Und tatsächlich reagieren die Menschen im Saal nicht sofort, als Heitzel die Bühne verlässt. Applaus kommt dann aber doch, zeitverzögert und fast ein wenig schuldbewusst. Und dann ist da ja noch der Chilene Francisco Obregon, der – mit einem grünen Kleid in der Hand – Jan auf die Bühne holt und eine zunächst etwas mühsame Unterhaltung auf englisch beginnt. „Are you married“, fragt er den ahnungslosen Zuschauer und schickt ihn zu einer verschlossenen Kiste: „Give me the head of my Ex-wife“. Nach einigen Schwierigkeiten reicht Jan dem Kanadier endlich einen Puppenkopf und dann läuft eine chilenische Liebesschnulze vom Band. Ob das Jans Puppe wird? So wie sie sich anhimmeln, wird das die ganz große Liebe.
Ein unterhaltsames Programm, auch wenn der Unterhaltungswert nicht an das Niveau früherer Programme heranreicht. Zwar kommen einem die Scherze des Moderators mitunter recht bekannt vor oder Pointen sind vorhersehbar, doch Oli bestreitet auch einen Großteil des Abends, und man kann nicht ständig das Rad neu erfinden.