Wind, Wellen, Gischt – man fühlt sich schnell ein an der Ostküste des Schwarzen Meeres, mit Medea, die da im blass-lila Licht alleine tanzt, zackig und weich, emotional und hart. Elizabeth Towles gibt in der Rolle der Medea einfach alles. Nach und nach kommen sie alle auf die Bühne getanzt: Jason und die Kinder, Kreon, Glauke und der Chor. Eine gelungene, eine tolle, eine umwerfende Inszenierung des Choreografen Thomas Noone mit so unglaublich passender Musik von Jim Princhen. Gestern Abend im Kleinen Haus.
Man hört die Takelage knacken, als die Argonauten über das Meer nach Kolchis im Kaukasus schippern, ja, man riecht das Meer, während sich ganz in blau die Tänzer*innen präsentieren, die diese große Sage aus der griechischen Mythologie zeigen. Liebe, Eifersucht, Leidenschaft – man muss gar nichts über das Thema des Abends wissen, die Tänzer*innen nehmen das Publikum mit auf die Suche nach dem goldenen Vlies. Und wie Medea Jason (klasse auch Leander Veizi) umgarnt, wie sie sich ihm hingibt, ihm nah ist, zärtlich und voller Liebe, das stellt Elizabeth Towles tänzerisch so überzeugend dar, dass wohl niemanden auch nur der leiseste Zweifel daran kommt. Hochzeit und Kinder sind da eingepreist. Aber wie das so ist, in der Mythologie und im Leben, Jason wendet sich einer anderen zu, nämlich Glauke, mit unglaublicher Körperspannung von Tarah Malaika Pfeiffer getanzt – da geht sogar die Sonne auf, die die Bühne warm und orange erscheinen lässt. Kreon, Glaukes Vater, der Sage nach König von Korinth, wird von Keelan Whitmore getanzt. Und der ist natürlich innig seiner Tochter verbunden. Aber aus Medea bricht es dann eben heraus, soviel Wut auf den Gatten, mit dem sie doch zwei Söhne hat. Alles geht dahin. Das wird tänzerisch so mitreißend überliefert bei fantastischer Musik, die von ganz verschiedenen Seiten kommt. Nichts bleibt von der Leidenschaft oder alles ändert sich aus Leidenschaft. Aus Liebe wird Hass, Mord, Vernichtung, da wird die Bühne rot.
Frenetischer Applaus.