Hätte GOP-Geschäftsführer Werner Buss nicht vor der Show den Plot verraten, wäre man nicht ohne weiteres drauf gekommen, dass das verarmte adelige Pariser Paar Madame und Monsieur du Fèvre Zimmer untervermieten muss und sich deshalb reichlich internationales Publikum in der Altbauwohnung aufhält. Aber um die Geschichte ging es letztlich auch nicht, sondern um die artistischen und komischen Einlagen, die die Künstler im Laufe des Abends in gewohnt professioneller Weise auf die Bühne zaubern. Gestern Abend war Pressepremiere des neuen Programms „Appartement“, das noch bis zum 05.Mai 2019 läuft.
Natürlich sind da erstmal die „Herbergseltern“, das Ehepaar du Fèvre, das anfangs noch gemütlich frühstückt, sich im Laufe der Show – so scheint`s – von seinen Wohnungsnehmern aber anstecken lässt. Zunächst jonglieren sie noch mit Weintrauben, schließlich mit Bananenstücken, die schon mal 5 Meter durch die Luft sausen und vom Ehepartner aufgefangen werden. Als ob das nicht reicht schießt der Kanadier Philippe Trépanier als Monsieur du Fèvre seiner Gattin Tamara Bousquet als Madame du Fèvre mit Pfeilen aus dem Blasrohr Ballons aus der Hand „Danger“, raunt er immer wieder und will schließlich in bester Wilhelm-Tell-Manier einen Apfel vom Kopf seiner Angetrauten schießen. Die macht das aber nicht mit und dreht den Spieß kurzerhand um. Schön auch der ständige Kostümwechsel, schillernd-bunt oder blau engansitzend, Monsieur du Fèvre hat nicht die sportlichste Figur und muss sich schon mal von einer Zuschauerin auf die Bühne hieven lassen. Das hindert ihn allerdings nicht am körperbetonten Tanz oder daran „das heiße Geschoss“ Vita Radionova anzugraben. Die Ukrainerin arbeitet mit über 20 Hula Hoop Reifen und kann wesentlich mehr als sexy aussehen.
Eine Altbauwohnung hat bekanntlich hohe Decken. Was ist da naheliegender als der Einsatz von Mast, Seil und Vertikaltuch? Es ist nicht nur Anne-Marie Poirier aus Kanada am Vertikaltuch, die die hohen Decken nutzt, aber sie macht das schon außergewöhnlich, rutscht hoch und runter, wickelt und entwickelt ihren Körper mit wahnsinniger Spannung. Da ist das Auditorium im Saal ganz ergriffen, auch weil jede Bewegung zu der emotionalen Musik passt. Zusammen mit ihrem Ehemann, dem Australier Jason Fergusson zeigt sie auch am Seil ganzen Einsatz, rotiert so schnell, dass einem selbst vom Zuschauen schummrig wird. Für immer mehr Tempo sorgt ihr Gatte. Beide haben auch ruhigere Phasen im Programm und tauschen zwischendurch ihre Position. Das sieht alles wunderschön und harmonisch aus. Wären die beiden nicht schon verheiratet, sollte man sie ermuntern, diesen Schritt zu wagen.
Besonders witzig finde ich auch David Louch, der mit bis zu 5 Pömpeln jongliert. Zwischendurch hat er immer wieder einen Pömpel über und klebt ihn mittels Unterdruck auf seinen Bauch, was dann regelmäßig für große rot-runde Flecken sorgt.
Ein unterhaltsamer Abend mit Künstlern, die einem regelmäßig den Atem rauben.