vom diabolischen Grand Hotel

Zu Silvester im Grand Hotel will man den Gästen natürlich etwas ganz besonderes bieten und hat daher einige Künstler gebucht, die ihr Equipment auch schon haben liefern lassen. Doch so ist das manchmal, wenn man ganz dicke auffahren will: es geht schief. Die Künstler haben sich irgendwo im Schneesturm verirrt. Das ist die Rahmenhandlung für die neue Show „Grand Hotel“, die bis Anfang Juli im GOP läuft.

Neun Stunden noch Zeit bis zum Jahreswechsel und dauernd klingelt irgendein Telefon, von denen es in der Hotel-Lobby einige gibt, sogar eine englische Telefonzelle parkt an der Seite und zur Not reicht „Lobby-Boy“ Louis dem Concierge ein erstes Drahtlostelefon. Noch gibt die Hotelcrew nicht auf, sondern macht sich mit Skiern auf den Weg, die Vermissten zu suchen. Als sie jedoch frustriert ohne Künstler und durchgefroren wieder in der Hotellobby erscheint, entwickelt sich eine Szene, die unglaublich viel Körperspannung verlangt: Der Concierge und das Zimmermädchen Louise sitzen sich gegenüber. Louise wird nur vom Skistiefel gehalten, sitzt also quasi in der Luft, immer wieder beugt sie sich vor, um heißen Tee zu empfangen oder zurück, um zu trinken. Währenddessen ist der Concierge, der Franzose Gilles le Leuch für den Sprachwitz zuständig und sagt mit Blick auf den Skistiefel: „Wir haben eine starke Bindung“. Das spielen die beiden so vertraut, also ob sie zu Hause ganz auf Sitzmobiliar verzichten. Jedenfalls merkt man, dass Gilles le Leuch und Caroline Schroeck als Zimmermädchen auch privat ein Paar sind.

Nun, da ist man sich schnell im klaren, muss man eben selber einspringen. Immerhin hat man ja die nötigen Accessoires der Künstler und so schwer kann das ja nicht sein. Also wird das Service-Personal gleich verpflichtet. Und tatsächlich – wer hätte das gedacht – zeigen die Beschäftigten des Hotels großartige Jonglage, etwa der unscheinbare „Lobby-Boy“, der mit gefüllten Weingläsern hantiert oder gleich mit einer ganzen Eierpalette. Das ist eine großartige Leistung des Russen Sergey Maslennikow, der nebenbei auch steppt und für diverse Comedyeinlagen zuständig ist. Aber natürlich muss auch der Concierge selbst künstlerische Aufgaben übernehmen. Er hat sich für das Diabolo-Spielen entschieden, und das gelingt ihm auf Anhieb so gut, dass er gleich ein zweites Spielgerät hinzunimmt. Er lässt beide hoch und runter sausen, um Oberschenkel, Schultern, Arme drehen, die meisten können nicht mal so schnell gucken. Für seine kongeniale Partnerin, das Zimmermädchen Louise hat er eine Verpackung ausgewählt, die eine Audioanleitung mit Fernbedienung enthält. Die Arme verknotet sich völlig und muss dann hoch in die Lüfte. Das ist nicht nur artistisch gut gemacht, es ist auch saukomisch.

Die englische Telefonzelle dient schließlich dem Quick Change. Wie der Name vermuten lässt, wechselt die Ukrainerin Oksana bei einem ultrakurzen Besuch darin mehrfach ihre Kleider. Eingebettet ist dies schnelle umziehen in einen rasanten Tanz mit ihrem Mann Vadim Konovaliuk. Einzig die musikalischen Darbietungen wirken etwas schrill, doch alles, was ansonsten geboten wird, die Köche am russischen Barren, die erst 21-jährige Gwenadou am Hula Hoop oder auch Partnerakrobatik, hat einen runden Abend gezaubert.

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