von Gurkengläsern im Badezimmer

Anna Mateur ist ein gern gesehener Gast im Kreativhaus. Das ist auch nicht verwunderlich, versteht sie es doch, nicht nur mit einer äußerst variablen Stimme, mal soulig, mal extrem tief, dann wieder schmachtend-weiblich zu kokettieren, Es ist insbesondere eine umwerfende Mimik, die die gebürtige Dresdnerin auszeichnet. Gestern Abend spielte sie vor vollen Rängen und in Begleitung ihrer großartigen „Beuys“ – Samuel Halscheidt an der Gitarre und Christoph Schenker am Cello.

Dem Münsteraner Publikum wird erstmal mit Zappas „Dancing Fool“ eine Duftmarke gesetzt. Dabei stellt Anna Mateur fest, dass sie zu viel Hall auf dem Mikro hat. Natürlich ist der arme Bühnentechniker Alexander verantwortlich. Zwischendurch soll er auch mal ein Trapez herunterlassen, auf dem sich Musikerin passend zur Musik räkeln will. „Na gut, dann zumindest ein Vertikalseil“. Aber das Kreativhaus ist nicht das GOP. Das wissen natürlich auch die Zuschauer und Anna, mit bürgerlichem Namen Anna Maria Scholz,  will sicher auch keine artistischen Einlagen liefern. Aber das sorgt für Lacher. Als die Musikerin ihre Streicher vorstellt, geht ihr der Name des Cellisten gut über die Lippen. Immerhin stammt Schenker aus Leipzig, Ein Ur-Sachse sozusagen mit Stallgeruch aus dem Osten. „Es  gibt in Dresden jetzt auch ganz andere“, sagt Anna , und das Publikum rechnet wohl mit einem Seitenhieb auf Pegida. Doch dann schimpft Mateur auf die Menschen aus dem Erzgebirge und einmal so richtig in Fahrt gekommen, bekommt auch Gitarrist Samuel Halscheidt, sein Fett ab: „Du kennst die Mauer doch nur aus der Tagesschau.“ Doch schließlich ist Mateur wieder ganz gerührt, vergießt das ein oder andere Tränchen, dass er als Wessi doch Musik machen könne, wo er doch alles im Überfluss hatte. Flugs greift Mateur zur Blockflöte, damit die Melancholie nicht Überhand nimmt. Ob Mateur von der Orakelqueen von Neuruppin singt oder eine raumgreifende Choreographie zeigt, mit erotischer Stimme von Doppelhaushälften oder Bausparverträgen röhrt oder  den Boney M-Klassiker „Daddy Cool“ interpretiert – das macht sie einfach perfekt und immer mit Augenzwinkern. Genau wie die Persiflage auf Youtube-Channel und Selfimanie. Sie hält Samuel Halscheid ein Smartphone vors Gesicht und der erklärt gleich, dass er nun einen Film zeigt, wie man Gurkengläser richtig aufmacht. Im Anschluss filmt Anna Mateur sich selbst und  in quälender Langeweile ihr Badezimmer, zählt dabei die Klicks und die Zahnbürsten, das Ganze kommentiert in einer kruden Mischung aus Englisch und Deutsch, dem sog. Denglisch. Tolle Unterhaltung.

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