Statt des üblichen „Ho Ho Ho“ kommt der Weihnachtsmann ganz leise die Treppe herunter, fast schwebt er in das vollbesetzte Kreativhaus. Und dann zählen die Besucher ein, auf dass die Impro-Schauspieler ihren Dienst aufnehmen, diesmal in der Besetzung Jan Sturmius Becker, Irmhild Willenbrink, Jürgen Werner, Marcus Loebe-Keuter und am Klavier wie immer perfekt Marcus Fischer. Mit den Weihnachts-Shows von Impro 005 beginnt die Weihnachtszeit.
Schnell bekommt Petra in der ersten Reihe gestern Abend einen silberpuscheligen Heiligenschein aufgeflanscht. Das übernimmt Marcell Kaiser als Weihnachtsmann persönlich und weist Petra gleich in ihre Aufgabe ein, die darin besteht, die Welle wie in Fußballstadien zu initiieren, je nach Stimmung halt. Und tatsächlich sollten den Abend über einige Wellen durch den Saal rollen. Damit es dabei keine Ladehemmungen gibt, dürfen alle anderen Besucher Petra auch an die Welle erinnern. „Du bist weisungsgebunden“, setzt der Weihnachtsmann hinzu und holt eine Zuschauerin auf die Bühne, die die Startposition von Irmhild Willenbrink und Marcus Loebe-Keuter fixieren soll. Die beiden Impro-Schauspieler lassen sich dabei wie Puppen bewegen. Das erweist sich noch als ein bisschen ungelenk, doch ist natürlich eingepreist. Eine etwas unnatürliche Position inspiriert Willenbrink, Loebe-Keuter als Motiv für ihr Gemälde zu wählen. Ständig wechseln die Improniten und damit auch die Alltagssituationen, in denen sie sich jeweils zu zweit befinden. Das gehört noch zum Standard-Repertoire von Impro 005, erstmal muss man die Zuschauer ja abholen. Denn tatsächlich gibt es noch einige, die Impro-Theater nicht kennen. Und dann langsam wird es weihnachtlich, Glühwein wird fix ausgeschenkt, ein Teller mit Nüssen und Spekulatius wandert durch die Reihen. Der Weihnachtsmann setzt sich neben eine Zuschauerin und fragt, wie sie im letzten Jahr Weihnachten gefeiert hat und vor allem mit wem. Diese Situation wird dann auf der Bühne nachgespielt, wobei für richtige oder falsche Wendungen jeweils gehupt oder geklingelt werden soll. Dass die Geschichte dann einige Sackgassen bereithält, liegt auf der Hand und sorgt für die eine oder andere Welle. Und immer wieder sind die Zuschauer gefragt, die ein Gefühl nennen sollen oder einen Gegenstand, der umgetauscht werden soll und den die Schauspieler spielerisch erraten müssen, die ein Musikgenre nennen sollen oder zwei Sprachen, in denen die Schauspieler singen müssen. Mit isländisch und chinesisch durchaus anspruchsvoll, doch letztlich hervorragend umgesetzt. Wie in jedem Jahr gibt es dann noch eine amerikanische Versteigerung eines Wichtelgeschenkes zugunsten des Hospizes in Handorf. Jan Sturmius Becker sammelt in einer Weihnachtsmütze an einer Angelrute die Gebote ein – so kommen immerhin gut 120 Euro zusammen.
Ganz zum Schluss singen alle sechs ein nicht improvisiertes internationales Weihnachtslied. „Das hat sich in den letzten Jahren so ergeben“, sagt der Weihnachtsmann, der ja schließlich auch international ist. Der Pianist, der Weihnachtsmann und die vier Impro-Schauspieler singen dabei ein reales isländisches Lied und begleiten sich selbst mit irrwitzigen Instrumenten. Ein schöner Abend – jetzt kann Weihnachten kommen.