don`t Fagott it

Bevor Milos Dopsaj so fantastisch auf seinem Fagott spielt, so warm und tief auch die letzten Töne aus seinem Holzblasinstrument holt  und Carl Maria von Webers Konzert für Fagott und Orchester interpretiert, sind die Streicher am Zug. Es dirigiert Hendrik Vestmann. Das dritte Sinfoniekonzert, indem alle Musikstücke unter dem Oberbegriff „Heimat“ subsumiert werden, beginnt mit Erkki-Sven Tüür. Mit Insula Deserta gelang dem estnischen Komponisten der internationale Durchbruch.

Langgezogene Töne klingen anfangs noch etwas gewöhnungsbedürftig und man kann die Befürchtung haben, dass die Musik das Auditorium ein wenig einlullt, doch nach 2 oder 3 Minuten setzten beide Kontrabässe ein und zeitgleich gewinnt die Musik der Streicher an Dynamik. Eine Dynamik, die bis zum Schluss anhält. Dabei gibt es keinerlei Blasinstrumente in dem Stück. Leider dauert die gesamte Komposition nur 9 Minuten. Der Titel „Insula Deserta“ bezieht sich dabei auf Tüürs Heimat, die einsame estnische Insel Hiiumaa.

Bevor dann der Solist zeigt, was er kann, füllt sich die Bühne merklich mit Querflöten, Klarnetten, Posaunen, Tuben und was es sonst noch so braucht für den vollen Orchestergenuss. Der Dialog zwischen Fagott und Orchester gehört dann auch zu den eindrucksvollsten, die ich bisher im Großen Haus erleben durfte. Das Instrument ist schon toll, diese tiefen, satten Geräusche, die aus dem tiefsten Erdinnern zu kommen scheinen, und wenn nicht daher, dann zumindest aus den Eingeweiden. Und dann im Gegensatz dazu diese klare, flotte Orchestermusik, die sich immer zurücknimmt, wenn das Fagott auch spielt. Und wie sehr die Musiker ihr Geschäft lieben, wie sie voller Gefühl dabei sind. Natürlich spielt Dopsaj noch eine Zugabe, eine serbische Volksweise, allein das Fagott und passend zum Thema „Heimat“. Milos Dopsaj weiß was sich gehört: Er schenkt den ihm überreichten Blumenstrauß der Ersten Geigerin.

Nach der Pause spielt das Orchester Antonin Dvoráks 7.Sinfonie, die Musik türmt Wellen auf. Wenn man jedoch auf einen Zusammenbruch wartet, so ist das vergebens. Die Klänge laufen langsam am Strand aus. Und immer wenn man sich einfach von der Musik treiben lassen will, wird die Dramatik gesteigert, die Posaunen, Tuben, Trompeten und die Pauke setzen ein. Da wo eben noch eine einsame Klarinette für eine melancholisch-emotionale Grundstimmung sorgte, scheint jetzt ein Unwetter aufzuziehen.

Ein tolles Konzert, zu dem viele Besucher insbesondere wegen des Solisten gekommen sind.

 

Schreibe eine Antwort

Navigiere