balletto and friends – Ballettgala in Münster

Zu Tschaikowski, Mozart, Astor Piazolla tanzen internationale Stars des Ballett auf dem schwach illuminierten Prinzipalmarkt oder auf Wasser im Hafen, in Wien im Opernhaus oder im Ballsaal eines Barockschlosses. Tanya und Julio Acevedo holen die Welt des internationalen Ballett nach Münster zur inzwischen schon siebten Ballettgala – gestern Abend im Großen Haus.

Den Anfang macht die balletto Dance company und die Förderklasse von Interdance Münster, etwa 15 junge Mädchen in schwarz-lila, die zu Klängen von Carl Orff eine schöne, raumgreifende Choreografie des Moderatorenpaares zeigen. Dass die Tanzgala in Münster ein Herzensprojekt von Tanya und Julio ist, machen die beiden immer wieder deutlich, loben das Auditorium, Sponsoren und das Theater für das große Interesse. Die wunderschönen, großformatigen Fotos im Bühnenrücken zeugen davon. Die zeigen eben nicht Karlsruhe, Sydney oder Bombay sondern Münster.

Und wenn dann die Großen des Metiers auf die Bühne fliegen und Tanzfiguren zeigen, wie man sie allenfalls vom Profi-Tanz auf dem Eis kennt, doch hier ohne Kufen, wenn Katherine Rodriguez und Lucas Alarcón das Pas de deux aus dem Schwanensee tanzen vor der Kulisse eines Aquädukts im Mondenschein, wenn sich muskulöse Körper strecken und so mühelos heben zu emotionalen Klängen, dann ist das Publikum ganz gefangen von der Schönheit, der Anmut, der Kraft. „8 bis 10 Stunden trainieren die Tänzer täglich“, erklärt der Chilene Julio Acevedo und seine Frau Tanya aus Kapstadt setzt schelmisch hinzu, dass sie den folgenden Supermann liebt und heiraten würde, wenn weder sie noch er schon vergeben wären. Der Supermann, das ist Marian Walter, der zu Mozarts Requiem eine Choreografie von Gyula Pandi zeigt. Da ist so viel Energie drin und natürlich weiß der Tänzer ob allein seiner körperlichen Wirkung. So trägt er einzig ein knappes Höschen, rotiert und springt so schnell, dass man vom Zusehen Schwindel bekommen kann. Walter ist es auch, der später mit Katherine Rodriguez zu Musik von Adolphe Adam den Abend beendet. Tanya lässt es sich nicht nehmen, Marian Walter nach seiner Vorstellung zu interviewen und der erzählt, dass er gerade wieder Vater geworden und seit Dezember Kammertänzer am Berliner Staatsballett sei. In der Pause komme ich ins Gespräch mit einer älteren Dame, die sich gar nicht vorstellen konnte, dass für ein derartig bürgerliches Leben überhaupt Raum bleibe, sprach`s und verschwand in der Menge.

Nach der Pause zeigt die Polin Wszolek, was sie während ihres 10-jährigen Studiums in Krakau gelernt hat, und zwar im Duett mit Kamill Ariston Chudoba in einer uralten Choreografie, die 1877 uraufgeführt wurde. Wszolek, die inzwischen in Florenz wohnt und an der dortigen Ballettschule arbeitet, tanzt später auch mit dem Mädchen von der balletto dance company. Das sieht alles so leicht aus, doch inzwischen wissen wir ja, wie lange täglich geübt wird.

Ein wunderschöner Abend, Körperkunst, Eleganz, Liebe, Energie, Nähe. Ganz beseelt war im Anschluss das Publikum und wenn „Standing ovations“ irgendwann berechtigt waren, dann gestern.

 

Schreibe eine Antwort

Navigiere