Endorphine am Flügel

Was braucht man mehr um glücklich zu sein? Stefan Veselka, mit zahlreichen Auszeichnungen und Preisen geehrter Erster Kapellmeister am Theater Münster, zeigt einem entzückten Publikum am Dienstag Abend, wie Endorphine freigesetzt werden. Natürlich nicht allein, das 8.Sinfoniekonzert findet wie üblich im großen Rahmen statt. Nur als Veselka Mozarts Klavierkonzert A-Dur.spielt, braucht er nicht alle Musiker. „“Mozart hat das Konzert ohne Lärminstrumente komponiert“, sagt Dr. Jens Ponath während der vorherigen Einführung im Theatertreff. Und so sind Pauken, Trompeten und Posaunen nicht dabei.

Das Große Haus ist gut gefüllt und die Besucher sind auch sofort eingenommen von der Musik. Mit Ottorino Respighi und der Fontana die Roma beginnt das Orchester. „Einer von 8 italienischen Komponisten, die in der laufenden Saison vorgestellt werden“, hatte Ponath erklärt. Respighi studierte in Petersburg und Berlin, bevor er nach Italien zurückging und über die Brunnen in Rom komponierte. Tatsächlich hört man das Wasser förmlich sprudeln, rauschen oder spritzen, spürt Fontänen aufsteigen und in sich zusammenbrechen, als das Orchester – noch in voller Besetzung – dem Dirigenten folgt. Nach einer kleinen Umbaupause wird der Flügel ins Bühnenzentrum geschoben. Auch Veselka hat nur zwei Hände, doch er spielt Flügel, dirigiert und blättert sein Notenheft um. Das macht er einfach grandios. Das Auditorium ist spürbar emotional gefangen von den Klängen des Flügels und der Streicher. Ein bisschen kann man das Gefühl haben wie beim Rattenfänger von Hameln, dass die Gäste im Theater eine Art willenlose Masse sind oder zumindest werden können, wenn die Musik noch lange fortgesetzt wird. Zum Glück ist irgendwann Pause und die Musik wird danach weitaus dramatischer. Leos Janacek, ein tschechischer Komponist hat in „Taras Bulba“ den Tod dessen beider Söhne thematisiert. Den ersten Sohn, Andreij, tötete Taras Bulba gar selbst, da er ein Verhältnis mit einer Polin hatte, die zu den Erzfeinden zählten. Es ist leicht vorstellbar, dass hier die Dramatikabteilung von Posaune bis Pauke endlich Einlass findet. Ein wegdämmern oder einlullen war jetzt nicht mehr möglich und so manch ein Konzertbesucher, der vielleicht die Pause über in der Empore geblieben war, rieb sich verwundert die Augen.

Nach den slawischen Tänzen von Antoinin Dvorak wird ein glückliches Theaterpublikum entlassen. Was braucht man mehr?

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