Jezebel Ladouce hat Strychnin im Haus

Ob Waldemar mit dem schwarzen Haar oder Wolfgang Nowak aus Bottrop, die wahren Abgründe sind männlich, auch wenn Jezebel Ladouce, die eigentlich aus Beckum kommt, wie sie sagt, als Kind am liebsten den Abhang am Hermannsberg heruntergesaust sei. Mit ihrem Programm „Männer … und andere Abgründe“ trat die singende Kabarettistin gestern Abend im Boulevard-Theater auf.

Ihr zur Seite saß, wortkarg, jedoch die Finger an den Tasten, Werner Marihart am Klavier. So richtig – das muss man leider einräumen – sprang der Funke nicht über auf das Publikum. Es ist nicht einmal leicht zu sagen, woran es lag. Denn musikalisch war der Abend durchaus eine große Leistung. Dazu das rollende r wie bei „aufgerrregt“, das – glaubt man der Diva – wohl daher rührt, dass der Vater aus Russland kommt. Die französische Mutter sorgte schließlich für den frankophilen Einschlag bei dem Namen Jezebel Ladouce. Ob eigene Songs wie „Grenzenlos“ (ich quäl mich nie mit Eifersucht – ich hab Strychnin im Haus) oder geliehene, etwa von Georg Kreisler, „Geben Sie acht“ (Mein Mann, das war ein Schlappschwanz, Sie wissen was das heißt), der Gesang war gut, das Klavierspiel sicher, doch irgendwie ohne Esprit und Leidenschaft. Dazu kamen langatmige Ausführungen über den Gang auf Pumps, Fremdgehen oder eine stehende Männerkartei mit 500 Namen. Das hätte man sicher etwas straffen können. Stattdessen wären ein paar Lieder mehr besser gewesen. Denn dafür waren die Menschen gekommen. Nun ist es auch nicht gerade leicht, das münsteraner Publikum in Entzücken zu versetzen, andernorts hätten die Zuschauer vielleicht früher mehr als freundlichen Beifall gespendet. Im Boulevard-Theater gab es ekstatische Ausbrüche erst bei der Zugabe (wobei selbst die abgespult wirkte). Das war definitiv zu spät.

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