Geht es nach Golo Berg, Münsters Generalmusikdirektor, wird es künftig in loser Abfolge des Öfteren Crossover-Konzerte im LWL-Landesmuseum geben. Letztlich entscheidet das Publikum, wie die neue Reihe angenommen wird. Zum Auftakt war das Interesse gestern jedenfalls groß. Auch die Akustik hat weder dem Sinfonieorchester noch dem Solisten, dem schwedischen Jazzmusiker Nils Landgren, geschadet.
Bis auf ein paar Holzstühle ist das Museum ausverkauft, dabei gibt es nicht einmal eine erhöhte Bühne für die Musiker, einzig Golo Berg steht erhöht – klar, das Orchester muss ihn sehen. Mr. Red Horn, so wird Landgren wegen seiner roten Posaune genannt, spielt nach ein paar Einführungsworten in der ersten Konzerthälfte ruhige, emotionale Stücke von Leonard Bernstein, „Eine Hommage an seinen 100. Geburtstag, den wir dies Jahr gefeiert hätten“, setzt Landgren hinzu und dann singt er mit einer Stimme, die nicht leicht zu beschreiben ist. Nicht wirklich tief, doch so, dass man sich mehr wünscht. Das kann schon Suchtcharakter haben. Plötzlich verstummt der Schwede, spielt Posaune und lässt Bassistin Lisa singen, irgendwann singen sie zusammen. Mit Blick auf Nils Landgren sagt Golo Berg schon in der Anmoderation. „Seit 15 Jahren kennen wir uns“, und später bestätigt der Jazz-Musiker das nahezu akzentfrei. Deutsch habe er in der siebten Klasse als dritte Fremdsprache gelernt, weil er an die Lorelei fahren und da Wein bestellen wollte, ergänzt er mit einem Augenzwinkern. Aber natürlich geht es meist um Musik. Kurz vor der Pause dreht Landgren mal etwas auf, zeigt, wie er die Posaune beherrscht und was er da für Töne herausholen kann, gepresste, tiefe Luft, keine eigentliche Musik mehr. Davon hätte es ruhig etwas mehr geben können. Doch das Ganze ist etwas bieder, ganz nett, doch ohne Überraschungen, Kurt Weill und noch mehr Kurt Weill, dann mal eine kleine Unstimmigkeit, weil Berg und das Orchester Cat Stevens und nicht Kurt Weill spielen wollten. Dann also vom Moon Shadow. Dann wieder Kurt Weill – puh. Zwischendurch holt Landgren die Blechbläser des Orchesters nach vorne und lässt gemeinsam den schwedischen Komponisten Gunnar Svensson interpretieren. Ein bisschen mehr kann Golo Berg Münster ruhig zutrauen.