von Lübeck nach Stralsund auf dem Ostseeradweg

Natürlich ist das Wetter wichtig, wenn man mit dem Rad unterwegs ist. Ich bin schon ganztägig bei Regen gefahren, an der Elbe und an der Weser, aber auch schon bei herrlichen Bedingungen an der Werra, der Donau oder jetzt an der Ostsee. Am Meer zu radeln ist dann auch ganz besonders. Über die alte Salzstraße – das weiße Gold des Mittelalters – geht es von der Hansestadt Lübeck nach Travemünde, wo ich auf den Ostseeküsten-Radweg stoße, einmal kurz über die Trave und los geht`s.

Die Lübecker Bucht ist schön, ich kann jeden verstehen, der davon schwärmt, Manchmal fährt man direkt am Meer, manchmal gibt es ein paar Bäume oder Büsche zwischen Strand und Radweg und man hört die beständige Brandung, sieht Seevögel und riecht das Meer, ein bisschen Gegenwind habe ich auch. Zeitweise fahre ich durch kleine Wälder, in denen das Sonnenlicht weiße Punkte auf den Boden wirft. Ziemlich schnell bin ich wieder in meiner richtigen Radfahrerverfassung, in jener Gemütslage, die es mir erlaubt von „eins mit der Natur“ zu sprechen. Zwischendurch nehme ich eine Abkühlung in der Ostsee. Das schöne am Radfahren ist auch, dass man eigentlich immer nette Leute trifft, Leute wie den ortskundigen Johannes, der mit eine kostenlose Führung durch Warnemünde anbietet oder Siegfried, der fünfundsechzigjährig mit dem Rad quer durch Deutschland tourt und ganz begeistert von seiner viermonatigen Australienumrundung im Jahr zuvor berichtet.

Wenn aber die Lübecker Bucht schon schön ist, welchen Ausdruck verwendet man für die Region um Kühlungsborn und die Mecklenburger Boddenlandschaft? Links Schilf und das Meer, rechts Schilf und Felder, in der Mitte ein schmaler Radweg. Leicht hügelige, wellige Landschaft gibt es auch zuvor, doch hier verkehrt kein oder doch sehr wenig motorisierter Individualverkehr. Hin und wieder kommt mir ein Radler oder eine kleine Gruppe entgegen, doch meistens habe ich das Gefühl, der Radweg sei nur für mich gebaut worden, während alle anderen sich von den Strapazen eine E-Bike-Tour nach Zingst erholen müssen.

In Neuhaus an der Mecklenburger Bucht zelte ich. Zwei Hotels, in denen ich zuvor nach einem Zimmer frage, sind angeblich ausgebucht, ein drittes ist mir zu teuer. Das zelten wiederum hat den Vorteil, dass ich morgens schon früh wieder unterwegs bin, weil ich ja nicht auf ein Frühstück warten muss, das oft erst ab 08.00 Uhr gereicht wird. Zu der Zeit ist dann noch weniger Verkehr. Fast bin ich traurig, als ich im Ostseebad Ahrenshoop meine Fahrt unterbreche – aber inzwischen auch hungrig. Das Frühstück mit Blick auf einen kleinen Hafen werde ich so schnell nicht vergessen. Da stört es auch kaum, dass die Bedienung einen reichlich unentspannten Eindruck macht.

Leider bin ich viel zu schnell an meinem Zielort in Stralsund angekommen. Die Tour ist ein Appetithappen, mehr nicht. Im Sommer werde ich das wiederholen, dann wahrscheinlich in Begleitung und vielleicht auch nach Rügen.

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