Rigoletto mit muffigem Charme

Was wirkt wie ein großes Zirkuszelt, verheißungsvoll, halbkreisförmig mit vielen Lampen beleuchtet, ist in Wirklichkeit der Hof von Mantua, wo der Herzog, immer auf der Suche nach amourösen Abenteuern, ein Fest feiert. Gestern Abend war Premiere der Verdi-Oper „Rigoletto“ im Großen Haus. Regie führte Cordula Däuper, die musikalische Leitung oblag dem ersten Kapellmeister Henning Ehlert.

Johan Hyunbong Choi als Hofnarr Rigoletto hat die zweifelhafte Aufgabe, dem Herzog mehr oder weniger willige Frauen zuzuführen, notfalls wird auch mal entführt. Gesanglich findet Hyunbong Choi in die Rolle hinein. Ich fand ihn in der zweiten Hälfte wesentlich stärker, insbesondere im Duett mit Robyn Allegra Parton als dessen Tochter Gilda. Die britische Sopranistin verdient ein Extra-Wort, denn sie hat gesanglich durchgehend überzeugt und gelungene Koloraturen gezeigt, was auch das münsteraner Publikum honoriert hat.

Auch wenn die Extravaganz des Herzogs durch seine grelle Kleidung, eine orange Hose und ein purpurfarbener Kunst-Kamelhaarmantel angedeutet wird, so bleibt die Figur doch etwas blass. Das gilt für die gesamte Inszenierung, die einen etwas muffigen Charme hat. Zwar gibt es immer wieder Lichtblicke, etwa die Projektionen auf den Bühnenvorhang, große Gesichter, die Emotionen transportieren. Doch ich hätte mir Innovationen gewünscht und ein stärkeres Bühnenbild, das aus rechts und links montierten Gerüsten bestand, auf denen die Sänger*innen herumturnten. Das Ganze war auch noch drehbar, in der Mitte sang der Opernchor. Das war etwas fantasielos, finde ich. Das Sinfonieorchester hat getan, was es konnte. Ich bin nach der Pause in den oberen Rang gewechselt und habe mir das Treiben im Orchestergraben angesehen. Retten konnte es die Inszenierung aber nicht.

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