Rhein, Donau, Elbe – so klangvolle Flüsse gibt es nicht in Münster. Will man hier mit dem Fahrrad starten, radelt man an der Ems oder der Werse. Aber auch das kann schön sein. Wir haben Werse und Römer-Lippe-Route verbunden und so führte uns die zweitägige Tour durch hübsche Orte wie Lippstadt oder Delbrück, aber vor allem durch wunderschöne Auenlandschaft, manchmal entlang der Lippe oder des Datteln-Hamm-Kanals – und das bei herrlichem Wetter.
Den Werseradweg sind wir planmäßig bis kurz vor Ahlen geradelt, dann aber etwas „mäandert“, als es nach Hamm ging. Gefühlt hielten wir uns länger in und um Hamm herum auf als das wir für die Strecke Münster – Ahlen brauchten. Grund dafür war vielleicht auch eine gewisse Halsstarrigkeit, schließlich wollten wir an der Lippe radeln und nicht irgendwelche Radwege nutzen. Aber vieles ist Naturschutzgebiet und nicht befahrbar, was wir freilich auch eingesehen haben – irgendwann. Jedenfalls führte dieses etwas planlose, wenngleich trotzdem sehr schöne strampeln, dazu, dass wir in Hamm-Uentrop zelten mussten, auf jenem Campingplatz, der eingeschlossen von Autobahn und Bundesstraße einen herrlichen Blick auf das Kraftwerk ermöglicht. Heute handelt es sich bei letzterem um ein Braunkohlekraftwerk. Auf dem gleichen Areal steht aber noch der schnelle Brüter oder das, was von ihm übrig ist. Nach Tschernobyl hat man den ja wegen fortgesetzter Störanfälligkeit auch gleich stillgelegt. Trotzdem entstehen noch jährlich Kosten in Höhe von weit über 30 Millionen Euro. Aber das nur am Rande. Trotz des ständigen Brummens sind wir recht schnell eingeschlafen und konnten so morgens früh starten. 10 Kilometer ging es zurück bis Lippborg, mit seinen etwa 3000 Einwohnern ein Ortsteil von Lippetal. In einer Bäckerei haben wir ausgiebig gefrühstückt, was auch deshalb notwendig war, als wir die Handys laden mussten. Gestärkt und auf alle Unbillen des Lebens vorbereitet, folgte der schönste Teil der Tour, ein Teil, der nach Fortsetzung und Wiederholung ruft. Bewegung in der Natur ist einfach wunderbar, über schmale Wege durch Allen, entlang Schlössern, Lippe und Römerlagern, vorbei an Seen und immer wieder freundliche Begegnungen. Es lässt sich bei aller Natur-Euphorie nicht vermeiden, dem motorisierten Verkehr zu begegnen. Manchmal müssen sich Radler auch über mehrere Kilometer die Straße mit diesem teilen. Und doch gehörte die Tour zu den besonderen Touren, die so schnell nicht in Vergessenheit geraten, schon allein wegen der außergewöhnlichen Nacht an der Schallschutzmauer.