un ballo in maschera

„Verdi ist einer unserer großen Hausgeister“, sagt sichtlich gelöst Ulrich Peters bei der anschließenden Premierenfeier und holt auch die Beteiligten auf die Bühne, auf die sonst nicht so viel Licht fällt, etwa Chorleiter Joseph Feigl, Dramaturg Ronny Scholz oder Choreografin Pascale-Sabine Chevroton. Gestern also gab es mit dem „Maskenball“ die mit Spannung erwartete erste Opernpremiere der laufenden Spielzeit. Regie führte Marc Adam, die musikalische Leitung oblag Generalmusikdirektor Golo Berg.

Die Geschichte des Regenten Riccardo, der Theater liebt und mit seinem Hofstaat das Schauspiel „Gustav III.“ einübt, hält alles bereit, was in die Dramatik einer guten Oper gehört: Eifersucht, Rache, Mord. Denn Riccardo (großartig: der australische Tenor Garrie Davislim) ist heimlich in die Frau seines Sekretärs und besten Freundes Renato (überzeugend vom italienischen Bariton Fillipo Betoschi gesungen) verliebt. Gleichzeitig gibt es noch eine Verschwörung, die von Tom und Samuel angeführt wird. Die beiden haben ganz eigene Gründe, den Regenten zu liquidieren. Als Bösewichte machen sich Christoph Stegemann und Gregor Dalal schon sehr gut. Riccardo missachtet Warnungen und setzt stattdessen auf seine Beliebtheit beim Volk. Doch einzig Page Oscar hält zum Regenten, treu und ergeben. Eindrucksvoller Auftritt von Marielle Murphy als Oscar, die jeden Ton hält, sicher, selbstbewusst und witzig. Auch das Publikum honoriert den Auftritt mit lang anhaltendem Applaus. Oscar ist es auch, der die Wahrsagerin Ulrica verteidigt, die verbannt werden soll. Der erste Auftritt von Ulrica ist schon imposant, in einem großen, schwarzen, fadenscheinigen, mehrstöckigen Umhang, unter dem eine ganze Reihe Sängerinnen als Verstärker stecken. Am Anfang dachte ich noch, dass die Stimme von Monika Walerowicz etwas zu zaghaft sei, insbesondere im Wechselspiel mit Kristi Anna Isene, die die Amelia singt. Doch der Anfang täuscht. Das Überraschende ist, dass Ulrica, je kleiner sie wirkt, um so wirkungsvoller zur Geltung kommt. Da muss sie gar nicht erst den König der Unterwelt zur Hilfe rufen. Amelia wiederum, die Frau von Renato sucht bei Ulrica Hilfe. Kristi Anna Isene beherrscht die Klaviatur des Gesangs, ob sie kraftvoll, emotional oder wie hier klein und hilfsbedürftig scheint.Wie nur kann sie ihre Liebe zum Regenten (zum Chef ihres Mannes also) aufgeben? Da muss dann Wurzelwerk her, das des Mitternachts am Platz der Gehenkten geklaubt wird. Es kommt zum Showdown in gespenstischer Atmosphäre und zum Zusammentreffen der drei Protagonisten. Zwar gelingt es dem Regenten noch zu entkommen, doch der gehörnte Ehemann Renato wird vom Hofstaat verlacht – klasse musikalisch umgesetzt. Jedenfalls steuert der Plot seinem tragischen Ende entgegen.

Eine tolle Leistung des gesamten Ensembles. Zum Glück nicht so wie der Intendant die Presse bei einer anderen, lang zurückliegenden Inszenierung wiedergab. Da hatte man nämlich geschrieben: „Schöne Oper, nur hätte man den Tenor zu Beginn erschießen sollen.“

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