mit Ungarn ins neue Jahr

Die Bassistin und ein paar Streicherinnen sind weitgehend in Landesfarben gehüllt, Brahms ungarische Tänze stehen auf dem Programm, Musik aus baumarmer Steppe oder der wilde Ritt durch die Puszta, Monti oder Franz Grothes „ich denke oft an Piroschka“. Das beherrscht nur einer: Götz Alsmann, dem hilfreich zur Seite als Dompteur Generalmusikdirektor Golo Berg steht. Fehlt eigentlich nur eine echt ungarische Band, nämlich Ingo Senst am Bass, Dominic Hahn am Schlagzeug, Markus Paßlick an den Percussion und Alfrid A. Sicking an Vibra- und Xylophon. Wie immer läuten sie mit dem Neujahrskonzert unter dem musikalischen Motto eines Landes das Jahr ein – gestern und vorgestern also mit Ungarn.

Götz Alsmann ist nicht nur ein begnadeter Musiker, wie er da am Flügel spielt und singt und sein Publikum auch mit kleinen Einfällen unterhält, er ist bekanntermaßen auch ein Entertainer, der die Klaviatur der Unterhaltung auf allen Ebenen beherrscht. Da wird aus einem Liederreim auf Welt mal eben Aufwandsentschädigung statt Geld. Er erzählt soviel und so schnell, dass man unmöglich alles behalten kann, vom silbernen Zeitalter der Operette und Paul Abraham mit „Mausi, die so süß war heut Nacht“ und schon befinden wir uns bei den Alsmanns zu Hause, als die Kanzler noch Adenauer oder Erhard hießen und Papa in einem grünen, von der Mutter selbstgenähten Bademantel am Frühstückstisch saß. „Papa, was ist ein Séparée und ein Souper?“ Oder er erklärt das Cimbalon, ein Saiteninstrument, das – tischähnlich – mit kleinen Hämmerchen gespielt wird. Alsmann nennt die slowakischen, polnischen, serbischen und persischen Namen des Instruments, allesamt wohlklingend, um dann mit dem deutschen Namen zu enden: Hackbrett – welch ein Absturz. Schon kommt ein Großer seines Faches, also des Cimbalons, nämlich Michael Leontchik, über den Alsmann sagt: „Da können Sie froh sein, dass er zwischendurch nur stimmen muss und nicht den Feuerlöscher rausholt, so heiß spielt er.“ Zur Not lässt Alsmann sich auch neue Begriffe einfallen, etwa paprikös, und natürlich weiß jeder, was gemeint ist. „Zu Beginn meines Studiums“, sagt er „das ist nicht so lange her, wie Sie meinen“, setzt er hinzu „gab es einen Musikprofessor, der bei allen Semesteranfangs-, Abschluss- oder Hauptkonzerten Johannes Brahms Tanz Nr. 5 als Zugabe spielte.“ Und dann gibt es eine spezielle Bossa Nova Version des ungarischen Tanzes. Da möchte man sich dich direkt bewegen. Seine original ungarische Band bekommt genauso Möglichkeit, sich zu präsentieren wie das Sinfonieorchester, dem man den Spaß an der Sache einfach anmerkt. Was wäre ein Jahresbeginn ohne Neujahrskonzert?

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