Der Sonntag Morgen gehört den Kleinen und so lässt es sich Festivalleiter Fritz Schmücker nicht nehmen, auch das Nachswuchspublikum persönlich zu begrüßen. Etwas trocken und umständlich wirken seine Bemühungen, einen Zugang zu finden zu denen, die doch „beim nächsten mal schon im Großen Haus“ dabei sein sollen beim Jazz-Festival in Münster. Doch für das Jazz-Märchen Herman und Rosie kann man das verschmerzen.
Es ist natürlich etwas unruhiger als üblich, als die Musiker die Bühne betreten, und als Bassist Manuel Bürgel sein Instrument ergreift, höre ich hinter mir ein ungläubiges „Papa“? Britta Grabitzky ist die Sprecherin, die den Fortlauf des Märchens erzählt, einem Märchen des australischen Autors und Illustrators Gus Gordon, das jetzt eben jazzig vertont ist. Es geht um Herman, ein Krokodil und Rosie, ein Reh, die auch jeweils eine musikalische Erkennungsmelodie erhalten, ein bisschen wehmütig. Beide wohnen in in New York in verschiedenen Hochhäusern, zwar in Sichtweite, kennen sich aber nicht. Da braucht es auch Gehupe und Fahrradklingeln, ein bisschen Großstadtlärm, für den Pianist Matthias Klause-Gauster zuständig ist, natürlich neben seinem jazzigen Klaviereinsatz. Krokodil Hermann fährt – wenn er nicht gerade Oboe spielt – jeden Tag mit dem Aufzug in das 51. Stockwerk und muss dort am Telefon Sachen verkaufen, was im Bühnenrücken illustriert wird. Klasse imitiert wird so ein Telefongespräch vom Saxophonisten Sebastian Büscher und insbesondere Trompeter Ruven Weithöner, der immer wieder sein Instrument dämpft, als wollte er sich selbst zügeln. Weil Krokodil Herman sich nur unterhält und nichts verkauft, wird er entlassen. Nicht viel besser geht es Rosie, die weit draußen in einem Restaurant Teller wäscht und nur für den Donnerstag lebt. Da tritt sie nämlich in einem Club auf und singt. Der soll aber für ein Einkaufszentrum abgerissen werden. Da leiden auch die Kinder. Dramatischer Jazz. Drummer Barny Bürger gibt alles. Schließlich gerät alles aus den Fugen, ein bisschen Free Jazz. Rosie versucht sich abzulenken, indem sie Pfannkuchen backt und öffnet das Fenster. Da hört sie die Blasmusik von Herman und beginnt zu singen. Schlagartig geht die musikalische Sonne auf. Ein schöner Sonntagvormittag.