der arme Wandergesell ist müde

Nachdem ich die Premiere coronabedingt nicht erleben konnte, war es dann gestern Abend so weit, dass ich ins stattliche Anwesen des Herrn Josef Kuhbrot entführt wurde, mit ihm Rotwein trinken und Schnitzel essen durfte. „Der Vetter aus Dingsda“ hieß es im Großen Haus, eine Operette von Eduard Künneke unter Regie von Ulrich Peters. Die musikalische Leitung oblag Thorsten Schmid-Kapfenburg.

Das Bühnenbild nahm das Auditorium sofort gefangen, ein hochherrschaftliches Haus aus der Gründerzeit, heimelig beleuchtet mit wehenden Vorhängen, daneben ein paar Stufen, die auf eine Terrasse führen und vor allem der knorrige, ausladende Baum im Garten. Dann leichte, eingängige Lieder wie „der arme Wandergesell“, den Garrie Davislim auch so inbrünstig singt, ein bisschen wehmütig und doch voller Liebe zum Leben. Zwischendurch auch gut choreographierte Tanzeinlagen, ein überzeugender Rainer Zaun als Josef Kuhbrot, der hübsch als Lebemann ausstaffiert ist und nur ans Essen denkt. Leider versteht man die Gesangsstücke kaum und mal geht auch selbst der gesprochene Text unter in der Musik des Orchesters, das für meinen Geschmack etwas laut ist. Es mag auch an der Akustik liegen. Andererseits habe ich da schon viele andere Inszenierungen gesehen, bei denen mir das nicht so stark aufgefallen ist. Tanja Kuhn in der weiblichen Hauptrolle der Julia und Kathrin Filip als Freundin Hannchen überzeugen leider nicht restlos, auch weil beide häufiger im Duett singen und die stimmlichen Unterschiede nur marginal sind.

Dass die Vorstellung gestern nur zu einem Drittel ausverkauft war, mag an den bevorstehenden Ostertagen liegen, oder daran, dass sich Inhalt und künstlerische Umsetzung herumgesprochen haben.

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