Der Esel war es nicht

Wie zu Ostern der Hase, wie zu Pfingsten der Ochse, wie zu Münster der Regen gehören ab Ende November die Weihnachtsshows von Impro 005 im Kreativhaus. Der Weihnachtsbaum in der einen, der Glühwein und die süßen Teller in der anderen Ecke ist alles angerichtet. Fehlen nur Marcell Kaiser als Weihnachtsmann, Irmhild Willenbrink, Jürgen Werner, Marcus Loebe-Keuter als Schauspieler und am Klavier Marcus Fischer. die mit einem standesgemäßem HoHoHo die Bühne entern.

Bevor es so richtig weihnachtlich wird, bestimmt der Weihnachtsmann in roter Robe zunächst einen Beauftragten für das Schneegestöber – Klaus aus Bremen in der ersten Reihe übernimmt und bekommt einen hübschen, silberfransigen Heiligenschein aufgeflanscht. Die Aufgabe von Klaus besteht nun darin, die Stimmung im Publikum anzuheizen, indem er zwischendurch die Welle wie in Fußballstadien initiiert. Soweit notwendig dürfen alle anderen Besucher Klaus erinnern. Der arme Klaus sollte damit mehr als ein Ehrenamt ausführen. Improvisationstheater lebt vom Publikum, das ist gefordert, soll immer wieder Begriffe einwerfen, die die Schauspieler einbauen müssen. Dabei ist Fantasie gefragt. Als bei „Werkzeug“ der obligatorische „Hammer“ genannt wird, macht der Mann in rot sofort klar, dass das Publikum eine Schippe drauf legen kann. Schon befinden wir uns in der diesjährigen Weihnachts-Soap, der „Metzgerei im Winterwald“ mit der  Folge „Wildschwein-Mettwurst“. Bekannt sind der 80-jährige Seniorchef Ursus (Jürgen Werner) und  die 49-jährige Barbara mit ihrem Chihuahua, die sich gerne 10 Jahre jünger macht (Irmhild Willenbrink). Neu in der Folge ist Thomas (Marcus Loebe-Keuter), der welchen Beruf hat? Eishockeyprofi ruft jemand. In der Folge führt der Seniorchef den Sportler in den Kühlraum und reicht ihm eine Mettwurst, die so testosteronhaltig ist, dass – pflock, pflock -augenblicklich die Muskeln an Schenkeln und Oberarmen spießen. Was folgt, geht im Schneegestöber unter. Besonders überzeugend sind die „Improniten“, wenn sie in Fremdsprachen wechseln und dabei womöglich sogar singen müssen. In welchen Sprachen? Spanisch, arabisch, russisch. Da wünscht man sich eine CD, so emotional und schmachtend singt Marcus Loebe-Keuter den spanischen Liebesfetzen. Und man kann sich auch gut vorstellen, wie Irmhild Willenbrink mit Putin ein Friedensabkommen über die Ostukraine aushandelt – so sicher scheint sie im russischen. Schnell wird es wieder weihnachtlich. Wie jedes mal in den Weihnachtsshows gibt es eine amerikanische Versteigerung.. Eine Zuschauerin hat ein Wichtelgeschenk mitgebracht, für das die Zuschauer amerikanisch bieten. Der Erlös geht an das Lebenshaus in Handorf. Der Weihnachtsmann hat extra seine Mütze abgenommen und an einer langen Angelrute befestigt, auf dass die Gäste  ihren Obolus einwerfen. Und dann gibt es ein Revival der Weihnachtsgeschichte mit besonderem Augenmerk auf welche Figur? Auf den Esel. In welchem Genre? Als Road-Movie. Freiheit und Abenteuer, auch durch einen wie immer großartigen Marcus Fischer am Piano, sind garantiert, selbst wenn Irmhild Willenbrink hochschwanger in der israelischen Wüste steht. Immerhin versichert Esel Marcus Loebe-Keuter, dass er nicht dafür verantwortlich ist. Deshalb darf er auch mitkommen auf die beschwerliche Reise. Das trifft sich auch deshalbgut, weil es nirgends Benzin gibt. Zwischendurch bringen die Schauspieler immer wieder Becher mit Glühwein in die Zuschauerränge oder lassen die Teller herumgehen, die mit allenfalls zwei Walnüssen zurückkommen. So funktioniert Einstimmung auf Weihnachten.

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