Freaks im GOP

Der Zeremonienmeister Elyas Khan mit Vollbart, weißer Krone und Gitarre um den Hals begrüßt musikalisch nicht nur das Publikum, sondern auch allerlei schräge Gestalten, die aus dem Mund eines riesigen Gesichtes auf die Bühne gespuckt werden. Die neue Show „Freaks“ ist im GOP angelaufen und noch bis zum 11. März 2018 zu sehen.

Auf die übliche Moderation wird in diesem international besetzten Ensemble verzichtet. Neben Elyas Khan ist es Schwertschluckerin MisSa Blue, die ihre Kollegen ankündigt und insbesondere Sébastian Tardif aus Kanada, der sich bemüht, nonverbal eine Verbindung der Acts durch Comedy-Einlagen herzustellen. Die arme Bronwen Pattison aus Neuseeland, die zurzeit in Berlin lebt, faltet er winzig klein zusammen und schichtet sie in einen Miniatur-Glaskasten auf Rollen. Oder er pustet sie später mit dem Laubbläser von der Bühne. Schwieriger wird es dann bei Vladimir und Vladimir aus der Ukraine, die, wesentlich größer und kräftiger als Pattison, Partnerakrobatik zeigen und sich nicht einfach wegblasen lassen. Stattdessen klemmen sie sich kleine Metallstangen in den Mund, verhaken diese und tragen sich damit gegenseitig Kopf an Kopf, sodass die Beine des einen Vladmirs senkrecht nach oben zeigen.

Ein bisschen ungelenk wirkt MisSa Blues eigene Anmoderation. So erklärt sie, dass sie Schwertschluckerin geworden sei, weil sie in der Schule nicht aufgepasst habe und im Büro nicht fünf Minuten still sitzen könne. Um die Gefährlichkeit ihrer jetzigen Tätigkeit zu untermauern, erläutert sie, an welchen Organen, Herz, Lunge, Magen sich die diversen Stechinstrumente vorbei schieben müssen. Dann holt sie sogar noch eine Zuschauerin auf die Bühne, die sich dafür feiern lassen muss, dass sie ein Schwert aus der Akrobatin herauszieht. Das alles in quälender Langsamkeit ohne jeglichen Glamour-Effekt mit einer müden, lustlosen Stimme, bei der man den Eindruck haben kann, dass Büro-Arbeit vielleicht doch nicht das schlechteste gewesen wäre.

Tatsächlich ist man dann froh, wenn Sébastian Tardif sich Rollschuhe anzieht und eine Slapstick-Einlage liefert. Immer wieder rollt ihm ein Fuß weg, verklemmt sich in einem Ring und wenn er sich gerade gefangen hat, rollt der andere Fuß weg. Das sieht klasse aus und geht eine ganze Weile so. Natürlich merkt man, dass Tardif im Normalfall sicher auf Rollschuhen ist. Leider hat sich die Regie einen Gag einfallen lassen, die die ganze Nummer konterkariert: In einem Sessel liegt eine Akrobatin, deren Hand sich scheinbar zufällig im – natürlich bedeckten – Genitalbereich von Tardif festklammert. Daraufhin steht Tardif ganz ruhig auf seinen Rollen. Sexueller Reiz über physikalischem Naturgesetz – das ist wohl die Intention. Zwar sorgt es für Lacher, aber eigentlich kann man nur peinlich berührt sein.

Am Cyr, jenem mannsgroßen Ring, der jede Menge Körperspannung verlangt, zeigt Gabriel Drouin sein ganzes Können. Erst langsam dreht sich der Cyr, doch immer mehr Geschwindigkeit verleiht Drouin dem Gerät, so viel, dass den Zuschauern schon ganz schwummerig wird. Zeit für das Duo Elle et Lui, das für die emotionale Komponente zuständig ist. Am Trapez geht es hoch in die Luft zu Herz-Schmerz-Klängen. Anmutig, verschmelzend, liebend werden diverse Figuren hoch über dem Boden gezeigt.

Ein Programm mit Licht und Schatten, das – darauf legt der Veranstalter wert – in einer Welturaufführung in Münster gezeigt wird.

 

 

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