mit der Kontrabassflöte durch Tadschikistan

Wer glaubt, dass auf dem Programm nach der Pause nur deshalb Mozart steht, um das Publikum mit den Komponisten in der ersten Konzerthälfte zu versöhnen, ist schief gewickelt. Zwar wird mit  Benjamin Yusupow ein Gegenwartskomponist gespielt, der es gemeinhin schwer hat, gegen den Altmeister zu bestehen. Doch erstens spielt mit Matthias Ziegler ein hervorragender Solist und zweitens wird ein mit Mikrofonen verkabeltes Instrument geboten, das man auch nicht alle Tage erlebt: die Kontrabassflöte. Gestern Abend war Zeit für das 8. Sinfoniekonzert im Großen Haus.

Es ist ein schönes Ritual, das man sich nicht entgehen lassen sollte: Eine Stunde vor Konzertbeginn erfolgt eine halbstündige Einführung ins Werk. Das Auditorium erfährt allerlei historische Zusammenhänge oder biografische Details über die Komponisten des Abends. Und dann kann man auch den Eindruck haben, dass sich Musikdramaturg Frederik Wittenberg und Generalmusikdirektor Golo Berg, die sich meistens die Einführung teilen, gerne gegenseitig etwas foppen. Als Wittenberg etwa über die Ouvertüre zur Oper „die Ruinen von Paluzzi“ von Andreas Romberg referiert und erklärt, dass die eigentliche Oper verschollen sei, fügt er im selber Atemzug hinzu, dass sicher der Generalmusikdirektor etwas über deren Verbleib sagen könne. Der aber erklärt nur achselzuckend: „Herr Wittenberg weiß ganz genau, dass ich auch nicht mehr weiß.“ Aber natürlich ist es die Musik, die im Mittelpunkt steht. Die Ouvertüre zu den „Ruinen von Paluzzi“ ist schön, aber nach sechs Minuten schon Geschichte, es ist halt eine Ouvertüre, schnell ,melodisch und man wünscht sich, die Theaterleute würden die Oper noch im Fundus finden – immerhin entstammt Andreas Romberg ja einer Musikerfamilie aus Münster.

Dann aber wird es spannend, denn eine Reihe von Bläsern verlässt die ohnehin verkleinerte Bühne und vorne sind ein paar Flöten geparkt, unter anderen eben jene Kontrabassflöte, die mit Mikrofon im Mundstück ausgestattet ist. Als Matthias Ziegler zu spielen beginnt, kann man eine Menge anderer Geräusche hören, Luft pressen, Atem holen, singen, kratzen. Ein wenig klingt das Instrument wie ein Didgeridoo und es ist auch ähnlich groß. Und dann diese Mischung der verschiedenen Musikstile, Zusammenführung der östlichen und westlichen Traditionen. Ziegler spielt den Komponisten Benjamin Yusupov, einen israelischen Staatsbürger aus Tadschikistan. Ziegler nimmt einzelne Sequenzen auf und lässt sie in Endlosschleife parallel zu seinem Spiel laufen. So schafft sich Ziegler ein kleines weiteres Orchester, während das richtige, große Orchester gekonnt begleitet. Zwischendurch wechselt Ziegler immer wieder das Instrument, spielt auch mal Querflöte, während Golo Berg seine Musiker antreibt, die das – so scheint es – aber gar nicht brauchen.

Nach der Pause gibt es dann Mozart, über den Golo Berg zuvor sagt, dass die Prager Sinfonie einfach genial sei. Und dann erklärt er, dass er selbst beim dirigieren des Sinfoniekonzertes den Vorteil habe, dass er sich – anders als bei der Oper – nicht mit einem Regisseur auseinandersetzen müsse, wie zum Beispiel Stefan Veselka bei der „Entführung aus dem Serail.“ Mozart ist ein guter Abschluss eines schönen Konzertes.

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