Punsch aller Pünsche – erfüll meine Wünsche

Nachmittags, pünktlich um fünf erscheint Maledictus Made, seines Zeichens höllischer Gerichtsvollzieher. Er kommt quasi direkt aus der Unterwelt, lupft sein Hütchen etwas, auf dass zwei kleine Hörnchen erscheinen. Der geheime Zauberrat Beelebub Irrwitzer ist etwas in Rückstand, ach was – etwas – gnadenlos. Viel Zeit hat er nicht mehr, genau 7 Stunden, um seine vertraglichen Pflichten mit seiner Eminenz zu erfüllen. Heute Nachmittag feierte das Theater Münster Premiere des Michael-Ende-Klassikers „der satanarchäolügenialkohöllische Wunschpunsch“. Regie führte Frank Röpke.

Schlimm genug, dass Irrwitzer im vergangenen Jahr nicht genug Flüsse vergiften, Tierarten ausrotten und für Klimaveränderungen sorgen konnte. Nun hat ihm der Tier-Rat auch noch einen Spitzel ins Haus geschickt, eine fette und faule Katze mit schrecklicher Stimme, die sich ausgerechnet Maurizio di Mauro nennt. Valentin Schroeter spielt diesen nervösen, gereizten Zauberrat sehr überzeugend, mit kleinem Buckel, hektisch und genervt. Einzig die Katze merkt nicht, wie seltsam sich der Hausherr benimmt. Ihr reicht es, dass sich der Zauberrat sich in der Vergangenheit immer wieder lobend über ihre Singstimme ausließ. Und dann gab es ja auch immer reichlich zu Fressen. Doch je weiter es auf Mitternacht zugeht, umso schwerer fällt es Irrwitzer, sich zusammenzureißen. Was soll er nur tun?

Grandioser Auftritt von Tyrannja Vamperl (Rose Lohmann), die ins Schloss vom Zauberrat hereingeschwebt kommt, auf einer Art leuchtendem „Fliwatüt“ im fluoreszierend-grünen Kleid mit passender Perücke. So herrlich abgedreht, besserwissend und als Geldhexe mit Geldscheinen um sich werfend. Angekündigt wird sie von Jakob Krakel, einem Raben, der ebenfalls im Auftrag des Tier-Rates spioniert und zwar bei eben jener Tyrannya, der Tante des Zauberrates. Und da begegnen sich die beiden Spione, Katze und Rabe das erste mal, auf den ersten Blick so verschieden, die eine die feinen Künste liebend, doch etwas naiv und leichtgläubig, der andere ungebildet, vom Leben gezeichnet mit schrecklichem „Reißmatismus“ und doch mit wachem Blick.

Während Tante und Neffe an einem gemeinsamen Punsch-Rezept basteln, um beiderseits ihren Verpflichtungen nachzukommen, kommt es auf die beiden tierischen Spione an. Plötzlich erwacht Maurizo di Mauro. Klasse die weichen Katzenbewegungen von Eva Dorlass und wie sie ihre italienische Ahnen abstreift, um ganz da zu sein. Wie sie es schafft, sogar den Raben weiter zu motivieren, bloß nicht nachzulassen. Der Rabe. Toll Felicity Grist (im übrigen in einer Doppelrolle – auch als Meledictus Made), wie sie sich gibt und wie sie spricht, ganz im hier und jetzt, wie sie kurz davor ist, aufzugeben und dann doch mit St. Sylvester spricht als wäre das normal. Vielleicht gibt es noch eine Chance, das böse Duo aufzuhalten.

Eine gelungene Inszenierung, ein Extra-Lob für Bernhard Nieschotz für Bühne und Kostüme. Ich habe meiner Tochter seinerzeit dem Roman vorgelesen, den Teil der Punschzubereitung mit vertauschten Rollen. Da die Protagonisten dabei immer betrunkener wurden, hatte ich – obwohl stocknüchtern – später Probleme, wieder normal zu lesen.

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