Shakespeare hätte geweint

So richtig lustig, das schicke ich voraus, war die Premiere von „Was Ihr wollt“ im Kleinen Haus gestern nicht. Mit taten die Schauspieler*innen ein wenig leid in dieser verzerrten, übertriebenen, gewollten Inszenierung von Julia Prechsl.

Nun hatte ich auch das Pech, dass direkt hinter mir eine Besucherin saß, die wie eine Ziege ein kurzes, heiseres, meckerndes Lachen ausstieß und zwar bei fast jeder Aktion. Shakespeares Stück ist natürlich ein Klassiker und daher der Plot um Liebeswahn und Geschlechteridentitäten bekannt, wie das Zwillingspaar Viola und Sebastian in Ilyrien an Land gespült wird und Viola hernach – als Mann verkleidet – in die Dienste des Herzogs Orsino tritt. Leider verkommt das Stück doch ziemlich schnell zu Slapstick. Am Anfang, als Viola noch orientierungslos am Strand mit dem Narren des Hofes in Kontakt kommt, hat das noch Charme. Das kann einfach nur die Rolle des Narren sein. In dieser Rolle gefällt mir auch Nicola Lambach gut, weil sie nichts ernst nimmt und wie ein Äffchen in dem großen Metallrondell auf der Bühne rumturnt – eben die Rolle eines Narren, frech, direkt, lustig. Aber spätestens als Malvolio, der Haushofmeister (Christian Bo Salle) es nicht fertig bringt, einen Besen so zu drehen, dass er durch das Metallgestänge passt, ist der Bogen überspannt. Das ist Dick und Doof aber nicht Shakespeare. Schade, dass damit die Leistung von Rose Lohmann in der Rolle von Viola beinahe untergeht. Ernst, verliebt, komisch – Rose Lohmann macht das gut, auch wie sie den brünstigen Hirschen imitiert, zur Brautwerbung, doch wider Willen. Das ist Komik!

Insgesamt jedoch eine traurige Inszenierung, die auch noch fast drei Stunden dauert.

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