endlich: Don Giovanni in Münster

Wer Frauen nur das Blaue vom Himmel lügt, ungebeten deren Schlafgemach betritt und sogar nicht davor zurückschreckt, bei einer Hochzeitsgesellschaft dem Bräutigam Hörner aufzusetzen, kann gewiss sein, irgendwann dafür bezahlen zu müssen. Farbenprächtig-fantasievolle Kostüme, kunstvoll- imposante Frisuren und ein mit zahlreichen Blüten verziertes Bühnenbild, das an zwei Halfpipes erinnert, sind der Rahmen für Mozarts Oper „Don Giovanni“. Gestern war unter der Regie von Christian von Götz Premiere im Großen Haus.

Publikumsliebling ist Diener Leporello, hin- und hergerissen zwischen Loyalität gegenüber Don Giovanni und dem Gefühl, die Welt über dessen wahren Charakter aufklären zu müssen. Großartig in der Rolle ist Gregor Dalal, der nicht nur beeindruckend-schöne Arien singt, sondern auch komisch wirkt, wie er da auf Geheiß seines Herrn die im Rang stehende und schmachtend-enttäuschte Donna Anna ansingt. Dabei muss er nur seinen Mund bewegen. Eigentlich singt nämlich Don Giovanni, der sich  zu dem Zeitpunkt schon auf der Flucht vor seiner Umwelt befindet. Zu arg hat der es getrieben, sogar den Vater von Donna Anna, den Komtur, hat er im Duell erstochen. Da hat sich die Regie übrigens einen außergewöhnlichen Abgang des Toten einfallen lassen, der zunächst in einer großen Holzkiste vor dem Orchestergraben liegt. Nur sein beschuhter Fuß schaut heraus, den seine Tochter streichelt und traurig-zärtlich besingt. Irgendwann muss die Leiche jedenfalls von der Bühne. In der Holzkiste öffnet sich eine Seitentür und der Komtur krabbelt heraus, in der Hand ein Schild mit der Aufschrift „tot“. Überhaupt hat die ganze Inszenierung einen selbstironischen Anstrich. Das nimmt ein bisschen das Gefühl von „richten wollen“, von Gerechtigkeit und dem jüngsten Tag. Don Giovanni selbst ist natürlich einen Fliegenfuß, der die Frauen begehrt, aber nicht achtet. Filippo Bettoschi füllt die Rolle mit jenem Charme, den es braucht, um die Damen reihenweise in Ohnmacht fallen zu lassen. Da reicht schon ein einfacher Handkuss, und wenn er dann erst singt… Nicht nur Donna Anna kann ihm da nicht widerstehen. Nina Koufochristou in der Rolle überzeugt durch ihren emotionalen, verliebten Gesang, durch die Zerrissenheit zwischen Kopf und Bauch, das ständige Umfallen nach dem Motto „er ist nicht gut für mich, doch ich liebe ihn trotzdem.“ Wie sie da vorgibt, ihre Zofe fürsorglich vor schlechtem Einfluss zu schützen. Dabei will sie in Wahrheit Don Gionanni doch nur für sich. Wie bei italienischen Opern üblich, gibt es oben, über der Bühne, Übertitel, um die Zuschauer sprachlich auf dem laufenden zu halten. Allerdings wird zusätzlich auch eine zweite Gesangsebene auf Deutsch gereicht, was die ganze Inszenierung lockerer, moderner, witziger macht. Das Publikum ist jedenfalls begeistert,

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