Weihnachtskonzert der Zucchöniginnen in der Cloud

Wenn drei Damen in glitzerndem Grün vor riesigen Geschenken zu gleich einem ganzen Arsenal an Instrumenten greifen, wenn leuchtende Tannenbäume den Platz auf der Bühne zusätzlich verknappen und grüne Schweinwerfer die Farbe selbst in den Mittelpunkt stellen, wenn der Saal ausverkauft und das Auditorium von Anfang an gut gelaunt ist, dann muss wohl Weihnachtsfeier der Zucchini Sistaz sein.

Der Konzertsaal der Cloud ist gestern Abend bis auf den letzten klapprigen Holzstuhl ausverkauft oder wie Veranstalterin Soetkin Stiegemeier-Oehlen es formuliert: „Es ist doch die Zeit, dass alle etwas zusammenrücken.“ Und schon kündigt sie das schönste und bezauberndste grüne Gemüse von Münster an: Tina Werzinger an Gitarre und Ukulele, Jule Balandat am Bass und Sinje Schnittker, auch liebevoll Schnittchen genannt, spielt sowieso alles. Jedes Jahr zu Weihnachten schenken Tina und Jule Schnittchen dann auch ein Instrument, das es in all seinen Feinheiten zu erlernen gilt. Im letzten Jahr war das eine Schwarzwurzel, besser bekannt unter dem Begriff „Klarinette“, deren Klang natürlich gleich ausprobiert werden muss. Die Klarinette ist ein tolles Instrument, so tief und voluminös. und wenn Schnittchen im typischen 20er-Jahre Sound der Zucchinis spielt, schweigen die Zuschauer. Ob Trompete, Posaune, Akkordeon, Xylophon – Schnittchen spielt einfach alles, dazu Rasseln und Kastagnetten, manchmal spielt sie sogar zwei Instrumente gleichzeitig. Das Geschenk für dieses Jahr steht schon auf der Bühne, gut verpackt mit Schleifchen. Ganz zu Anfang testen die Zucchini Sistaz die Weihnachtsstimmung, die sie – nachher messbar – im Laufe des Konzerts deutlich steigern. Tatsächlich spielen sie nicht einfach ihre erste CD runter, sondern kreieren einen echten Weihnachtsabend mit der Weihnachtsmaus „ich habe es nicht genommen“, wenn mal wieder Weihnachtsgebäck verschwunden ist, mit den drei heiligen Zucchöniginnen, die erstmal erklären, dass es so still in der heiligen Nacht gar nicht war, immerhin sind zwei von ihnen erst gerade Mutter geworden und mit vielen Weihnachtsliedern, mit Südseeweihnachtsmusik und dem ultimativen musikalischen Tipp, wo man Heiligabend noch Geschenke bekommt: in der Bahnhofsdrogerie: „Soll es mit Schleifchen sein, packt es die Azubine ein“, singen die drei. Und immer bleibt noch Platz für eine Opern-Arie in Boogie-Woogie, ausgerechnet die Königin der Nacht. Ob Mozart Humor hätte? Nach der Pause erhalten alle Instrumente noch ein Strick-Kleid, das Schnittchen extra passend angefertigt hat – nichts ist schlimmer als erkältete Instrumente. Ein wunderschöner (Weihnachts-)abend, der im letzten Drittel noch durch den Pianisten Julian angereichert wird, eigentlich ein Geschenk für die Frau an der Gitarre, Tina Werzinger, die den Mann aber nur anzunehmen bereit ist, wenn er denn Klavier spielen kann. Kann losgehen und Weihnachten kann auch kommen.

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