Wenn der letzt Vorhang fällt, kann auch die Überzeugung fehlen

Der Gelegenheits-Theaterbesucher mag noch gedacht haben: die Schauspieler vom Borchert-Theater waren auch schon mal besser, als Monika Hess-Zanger ihren Text mit Buch in der Hand runterleiert. Für alle anderen war klar: hier wird mit Zweit- oder Drittbesetzungen geprobt: ein Stück im Stück. Gestern Abend zeigte das Wolfgang-Borchert-Theater das Schauspiel „der letzte Vorhang“ der Niederländerin Maria Goos. Intendant Meinhard Zanger führte nicht nur Regie, sondern zeigte sich auch verantwortlich für die Bühne.

„Wer hat Angst vor dem Schmerz“ lautet der Titel eines Theaterstückes, mit dem Richard und Lies 10 Jahre zuvor lange Zeit erfolgreich auf der Bühne standen. (Dabei sind die Namen natürlich nicht zufällig gewählt. Richard Burton und Elisabeth Taylor waren das Traumpaar der 60er und 70er Jahre, auf der Bühne wie privat exzessiv). An den Erfolg von damals will Richard jedenfalls anknüpfen, doch seine kongeniale Bühnenpartnerin ist inzwischen mit einem kunstsammelnden Gynäkologen in Südfrankreich verheiratet und töpfert Tonschalen. Richard, dem Alkohol mehr als zugewandt, versucht die Rolle anders zu besetzen. Einige hilflose Versuche darf das Auditorium miterleben. Das ist mitunter schon komisch, wenn Jürgen Lorenzen in der Rolle von Richard seiner Bühnenpartnerin aus rein dramaturgischen Gründen den Schnaps übergießt. Monika Hess-Zanger guckt derart indigniert, dass es eine Freude ist. So wird das nichts mit der Aufführung des alten Erfolgsstückes. Und die Premiere ist schon in drei Wochen. Aber natürlich kommt es wie es kommen muss: die alten Granden finden zusammen. Lies hat ihren Gatten Walter (sprich: Woalter, eben französisch) im Hotel geparkt, so können die Schauspieler wieder gemeinsam proben und alte Zeiten aufleben lassen. Nach und nach wird deutlich, dass mehr als Sympathie im Spiel ist, wenn nur der Alkohol nicht wäre. Und Woalter nicht. Woalter, den Lorenzen persifliert, cognacschwenkend, mit Sonnenbrille und Künstlerschal, pseudofranzösisch und millionenschwer. Das ist überaus gekonnt.

Doch der eigentliche Inhalt des Stückes wird nicht wirklich getroffen. Dieser Wechsel zwischen Komik und Gefühl, den das Schauspiel tragen soll, ist nur ansatzweise zu erahnen. Monika Hess-Zanger bleibt blass – anders als in ihrer Paraderolle in „Frau Müller muss weg“. Man kann sich nicht recht vorstellen, dass es eine erfolgreiche Bühnenvergangenheit gibt, an die das Paar anknüpfen will. Das ist schade, denn Maria Goos ist eine großartige Autorin.

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