Zuckerguss und Goldlackierung können nicht alles retten

Die ersten Minuten plätschern so dahin beim gestrigen zweiten Erbdrostenhofkonzert. Natürlich, mag man gedacht haben, erstmal muss das Quartett auf Touren kommen, doch es dauert lange bis endlich die Betriebstemperatur erreicht ist. Als Hornist Ulrich Hübner nach 20 Minuten Musik von Francois-Joseph Nadermann tatsächlich das Wort ergreift, fehlt jedenfalls noch das ein oder andere Grad.

„Schön, dass Sie mit uns die Pariser Salons zum Ende des 19. Jahrhunderts besuchen wollen“, begrüßt Hübner das Publikum, um gleich im Anschluss eine Ergänzung des Programms anzukündigen. „Wir spielen gleich eine Tenorarie für Horn und Harfe“ und schon ist Saskia Kwast mit ihrem Zupfinstrument im Einsatz. Man hört dieses typische Perlen, als wenn Luftblasen beim Tauchgang aufsteigen. Wie wohltuend ist doch auch der Klang vom Pianoforte, gespielt von  Gilad Katznelson und der Violine von Annette Wehnert. Vor allem im Gegensatz zum Horn, das ich persönlich für deplatziert halte. Aber Hören ist eben extrem subjektiv. Bei mir war eine Freundin, ausgebildete Musiklehrerin und selbst Trompeterin in einer Bigband, die den harmonischen, weichen Klang hervorhob. Ich hingegen fand die Passagen, in denen das Horn im Zusammenspiel der Instrument nahezu verschwand oder in denen es überhaupt nicht mit von der Partie war (wie Mitte der ersten Konzerthälfte) am schönsten. Damit ist selbstverständlich nicht das geringste an den Qualitäten des Spiels von Ulrich Hübner auszusetzen. Es ist einfach das Instrument selbst, das für meine Ohren nach der Pause mit brachialer Gewalt einsetzte. Irgendwann ist mein Blick dann durch das barocke Adelspalais der Droste gewandert, vorbei an Goldverzierungen, Zuckergußleuchtern und Deckenbildern. Da wurde Musik von Robert Nicolas-Charles Bochsa gespielt, eigentlich wie vor der Pause, nur jetzt eben mit Horn. Was mich insgesamt auch etwas störte, war das Fehlen jedweder Moderation, kein Ton zu Komponisten, Kompositionen und Instrumenten, keine launigen Erklärungen zur Entstehung oder dem Zeitgeist. Das hätte man alles gut einbinden und das Auditorium einfangen können. So wirkte das Konzert einfach abgespult. Selbst in einem Erbdrostenhofkonzert darf man den Entertainment-Faktor nicht völlig außen vor lassen.

 

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