13 Jungfrauen

Dass in Igor Strawinskys „Feuervogel“ auch 13 gefangengehaltene Jungfrauen eine Rolle spielen, will Golo Berg nicht weiter kommentieren. Aber diese kleinen Geschichten, mit denen die Komponisten und Sinfonien der kommenden Spielzeit vom Generalmusikdirektor vorgestellt werden, kenntnisreich, witzig, entspannt, machen die Sache rund. Nachdem man pandemiebedingt zwei Jahre darauf verzichtet hat, heißt es endlich wieder „directors preview“ – gestern Abend im Großen Haus. 10 Sinfoniekonzerte in 90 Minuten – das gleicht einem Husarenstück.

Apropos Husarenstück: Der Ungar Peter Eötvös macht den Anfang. In dessen Schlagzeugkonzert Speaking Drums wird ein reiches Trommel-Instrumentarium aufgeboten. Als Solist ist der Multipercussionist Christof Siezen zu erleben. Berg erklärt, dass Schwerpunkt der Spielzeit das 20. Jahrhundert ist und will dem (Vor)urteil begegnen, das Jahrhundert habe keine besonderen Komponisten hervorgerbacht. Da ist etwa Florence Price, die erst mit 40 Musik studiert hat und deren Werke die ersten einer schwarzen Frau waren, die in den USA aufgeführt wurden. Oder George Antheil, dessen Musik im Paris der 20er Jahre Garant für energiegeladene Aufführungen war. 5 Minuten spielt das Sinfonieorchester jeweils, manchmal gekürzte Sätze wie bei Antonín Dvoraks 9 Sinfonie, Rachmaninow, Edward Elgar, César Franck. Bei letzterem dirigiert Münsters neuer Erster Kapellmeister Henning Ehlert, der gestern schon mal vorgestellt wurde. Prokowjews Suite aus Romeo und Julia „Tanz der Ritter“ darf nicht fehlen, in zahlreichen Adaptionen wegen seines düsteren Charakters von Rockbands geborgt. Beim Concert Românesc überlässt die Konzertmeisterin Midori Goto ihren Platz ihrem Stellvertreter Mihai Ionescu, weil der rumänisches Musikwerk wohl authentischer rüberbringen kann. „Wir haben bei den Proben sehr gelacht“, sagt Golo Berg noch und schon führt uns das Orchester Richtung Südosten. Insgesamt ein musikalischer Abend, der Lust macht auf die neue Spielzeit.

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